Wer sich beim Titel des neuen THE OTHER-Albums an den Ausdruck „basket case“ erinnert fühlt, der bildet sich diese Verbindung nicht ein. Wo „basket case“ einen aussichtslosen Fall bzw. einen unheilbar Verrückten bezeichnet, ist ein „Casket Case“ laut THE OTHER-Sänger Rod Usher „jemand, der besessen ist von Tod, von Blut und von seinem eigenen Untergang“. Damit dürfte der Titel – mit einem Augenzwinkern – natürlich bestens zur Zielgruppe der Band passen.
THE OTHER laden zur Tatort-Party
Nein, damit ist kein Marathon der gleichnamigen Serie gemeint, sondern eine „Party At Crystal Lake“, dem Ort, an dem in den „Friday the 13th“-Filmen so einige ins Gras gebissen haben. Mit diesem Song eröffnen THE OTHER ihr sechstes Studioalbum. Gedanke dahinter: „In diesem Song fragen wir uns, ob wir eine Einladung zur Party am Crystal Lake annehmen würden.“ Kurze Pause. „Natürlich würden wir!“ So spaßig und eingängig, wie der Song daherkommt, würden das sicher auch die meisten anderen tun. Es folgen 15 weitere Songs, die dem Opener in Sachen Eingängigkeit in nichts nachstehen. Tempomäßig wird es mal ein wenig schneller und mal ein wenig langsamer, aber im Grunde kommt es zu keinen größeren Überraschungen.
Der Knackpunkt
Genau das ist auch die Schwäche der Platte. Oder jedenfalls eine davon. Das ist dann auch der Punkt, wo ich mir die Frage stellen muss, ob ich mit diesem Genre, trotz Gefallen an Bands wie z.B. WEDNESDAY 13, vielleicht einfach nichts anfangen kann. Der relative Gleichklang der Songs, die fehlende Komplexität und Varianz an den Gitarren, das sich stetig wiederholende „wooohooo“, irgendwie hat man die ganze Zeit dieses „gerade eben erst gehört“-Gefühl. Vielleicht ein Ausflug außerhalb der eigenen Komfortzone, den man besser hätte bleiben lassen. Dafür können aber natürlich THE OTHER nichts. Die haben objektiv betrachtet ganz ordentlich abgeliefert. Um aber wirklich abzuräumen, muss man schon etwas mehr bieten. Vor allem bei der Anzahl Songs und Spieldauer.
Das erste THE OTHER Album, welches mich anfangs nicht überzeugt hat. Mein erster Eindruck war: Zu lahmarschig, durchschnittliche Songs, zu poppig, könnte in einer US Highschool Komödie als Hintergrundmusik dudeln.
Rod Usher sein Gesang ist wie immer super, auch die erneute Produktion von Waldemar Sorychta klingt schneidend scharf. In der ersten Hälfte fehlt mir der punkige Arschtritt – alles klingt auf brav getrimmt. Richtige Arschtreter sucht man bei den ersten 7 Songs vergebens. Früher gab es zwar auch einen Haufen ruhiger Songs, diese wirkten aber nicht so lieblos dahin geklatscht und waren besser arrangiert. Wie übertüncht man mittelmäßige Songs? Indem man alles mit Gesang oder die besagten „Woohoos“ überfrachtet.
In der 2. Hälfte wird der Härtegrad etwas angezogen. Aber auch hier sind die Songs nur solide. Ich kann mir das Ding noch so oft anhören, den direkten Vergleich mit den Vorgängern anstellen, ich finde „Casket Case“ alles andere als gelungen. Und damit auch das erste richtig schlechte, blutleere Album der Kölner. Dabei hat sich bis auf die Stelle am Bass nichts an der Besetzung geändert.
6 Punkte für „Not My Usual Life“ & das düster getragene „End Of Days“. Der Rest schwankt zwischen 5 Punkte und absolut unterirdisch.