Das anonyme italienische Ein-Mann-Post-Black-Projekt THE NIGHTLY DISEASE ist mit Gründung im Jahr 2016 und erstem musikalischen Lebenszeichen in Form der EP „Smell Of Burning Wood“ aus dem Jahr 2018 recht neu – relativ betrachtet. „Delicate White Sound“ stellt nun das Debütalbum dar und soll Promoschreiben zufolge die Atmosphäre einer weißen Winterlandschaft, die auch den Ton dämpft, heraufbeschwören.
„Delicate White Sound“ erfüllt die Genrevorgaben
Wie viele ihrer Genrekollegen äußern sich THE NIGHTLY DISEASE, um jene melancholische Atmosphäre auszudrücken, musikalisch am liebsten mit zusätzlichen Instrumenten wie Akustikgitarren, einsamen Pianos, dezenter Synthesizer und Bläsereinsatz sowie lang ausgespielten, simplen Melodien.
Die zwei eigentlichen Songs „Delicate White Sound Part 1“ und „Delicate White Sound Part 3“ sind durch das Intermezzo „Delicate White Sound Part 2“ getrennt, und „Delicate White Sound Part 4“ ist ein gefälliges Outro, das musikalisch nichts Neues beiträgt.
Das klappt und sitzt alles ganz gut, ist aber sehr erwartbar und unspannend geraten. Denn große Dynamik oder Abwechslung kommt über die ganze Hörzeit nicht auf und die Riffs gehen bei anderen Bands vielleicht gerade mal als B-Ware durch. Stellt euch AGALLOCH-Songs unter Ritalin-Einfluss vor und ohne die charismatische Stimme eines John Haughm für einen ersten groben Referenzpunkt. Die Zwischenspiele gehen noch am ehesten qualitativ dahin, was AGALLOCH einst groß gemacht hat. Aber die machen noch nicht einmal ein Viertel des Albums aus.
THE NIGHTLY DISEASE sind zu erwartbar und unspektakulär unterwegs
Als nette Hintergrundmusik macht sich das beim winterlichen Spaziergang sicherlich toll. Auf Albenlänge und bei aufmerksamen Zuhören gehen schnell Geduldsfaden und Aufmerksamkeit verloren. Das simple Abarbeiten der Genrevorgaben allein ist eben noch kein Erfolgsrezept. Schade, da die Grundzutaten und auch musikalischen Fähigkeiten durchaus gegeben sind. So überzeugen THE NIGHTLY DISEASE aktuell noch nicht und so wirklich braucht es dieses Album selbst für Fans von melancholisch-verträutem, atmosphärischen Metal sicherlich nicht zwingend.
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