



Was macht eine Band wie THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA eigentlicht, nachdem sie ein Überalbum wie in dem Falle „Amber Galactic“ aufgenommen hat? Nun, man muss den Herren und Damen um Björn Strid zu Gute halten, dass sie sich nicht auf den Lorbeeren ihres Überraschungserfolges ausgeruht haben, im Gegenteil. Nur ein Jahr, nachdem die Band mit ihrem letzten Album so dermaßen eingeschlagen ist, lässt sie mit „Sometimes The World Ain’t Enough“ den Nachfolger in die Plattenläden fliegen. Eine gefährlich kurze Zeit, um nach so einer Platte wie „Amber Galactic“ nachzulegen, aber vielleicht hatte die Band die vorliegenden Songs ja schon länger in petto gehabt und wartete eben nur auf den passenden Moment.
THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA schrauben den Rock wieder hoch
Bei „Sometimes The World Ain’t Enough“ dürfte eines sofort auffallen: THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA haben dem Rock wieder etwas mehr Bedeutung in ihrem Sound zugemessen, was sich direkt im offensiven Opener offenbart. Der geht ordentlich nach vorne und gibt sich in Sachen Rockigkeit eigentlich nur vor „Sail On“ von „Skyline Whispers“ etwas die Blöße. Doch auch im weiteren Verlauf rockt es immer wieder kräftig im Karton – was leider ein Problem mit sich bringt. Denn dadurch stellt sich nicht mehr dieser sensationelle, auf Abwechslung fußende Flow des Vorgängers ein. THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA haben sich zwar immerhin nicht selbst kopiert, haben für den Rock aber etwas von der eigenen Klasse geopfert.
„Sometimes The World Ain’t Enough“ kommt dennoch wieder mit einigen Sahnetracks daher
Was nicht heißt, dass die Nachtflieger hier nicht doch noch das ein oder andere Mal zur Höchstform auflaufen. Mit „Turn To Miami“ und „Paralyzed“ setzt die Band die cheesy Space-Disco-Tanzfläche wieder gehörig in Brand. „Pretty Thing Closing In“ ist ein verdammt smoother Track, der mit verführerischem Schlafzimmerblick daherkommt, während „Winged And Serpentine“ dank akzentuierter Grooves die neu-/wiedergefundene Rockigkeit wohl noch am besten einsetzt. Der Rausschmeißer „The Last Of The Idependent Romantics“ zieht in seiner Eigenschaft als AOR-Epos noch einmal alle Register und legt auch in Sachen Bombast eine ordentliche Schippe drauf, um das Album mit einem Feuerwerk zu beschließen.
Kurzum: Das Album klingt an einigen Stellen schon wie hastig zusammengeschraubt. Das gleicht THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA jedoch wieder durch einige ihrer berüchtigen, sensationellen Hits aus. „Sometimes The World Ain’t Enough“ kann man insofern also durchaus seine Mankos verzeihen, auch wenn man sich als Fan wünscht, dass die Band ihr nächstes Projekt lieber etwas länger reifen lassen sollte.
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Irgendwie ist es immer noch komisch, Björn Strid im quietschbunten Anzug durch die Gegend tanzen und 80s AOR schmettern zu sehen. Aber die Musik hat schon einen gewissen Coolnessfaktor, das kann man bei aller Cheesyness nicht abstreiten.
Kann überhaupt nicht nachvollziehen, wo die Scheibe mehr rocken soll, als der Vorgänger.
Okay der Opener „This Time“ rockt wirklich prächtig daher, tat der von „Amber Galactic“ aber trotzdem besser.
Die Band ist nun endgültig im Pop-Rock angekommen, was für mich völlig okay wäre, wenn ich nicht wüsste, dass die Gruppe es auch anders kann. Ich habe auch gar nichts gegen poppigen Rock, doch bei diesem Album fehlen mir die Ecken und Kanten. Das ist alles sehr glattgebügelt, selbst Herr Strid singt jetzt weniger kraftvoll (was seine Leistung keineswegs schmälern soll). Diese ständige Chor-Begleitung in den Refrains nutzt sich aber schnell ab, alles ist auf gute Laune getrimmt und die meisten Tracks sind für mich echt belanglos. Nur eben der Opener nicht und dann der wirklich coole Song „Pretty Thing Closing In“. Der Schluss kommt mit dem längeren Finale „The Last Of The Independent Romantics“ auch wieder etwas versöhnlicher daher, aber wenn ich nur drei von 12 Songs erneut hören mag, ist mir das zu schwach.
Die Musik ist handwerklich natürlich hervorragend gemacht, trifft aber zu oft einfach meinen Geschmack nicht. Schade.