„Irgendwo muss in Hamburg ein Nest sein, das seit einigen Jahren in regelmäßiger Frequenz bemerkenswerte Bands ausspuckt und die (über-)regionale Doom- und Sludge-Szene bereichert“, schrieb Kollege Peter Mildner 2015 in seiner Einleitung zur Review zum zweiten THE MOTH-Album „And Then Rise“. Nun sind wir zwei Jahre weiter, und in der Tat darf man „Hamburger Doom“ bzw. „Hamburger Sludge“ langsam, aber sicher als international anerkanntes Qualitätsmerkmal verbuchen. Das bewiesen nicht nur vor kurzem OPHIS mit ihrem vierten Album „The Dismal Circle“, das unterstreichen auch THE MOTH mit ihrem neuen, dritten Album „Hysteria“.
„Hysteria“ klingt dreckiger als seine Vorgänger
Enthusiasten der ersten beiden THE MOTH-Alben sei jedoch gesagt: Vorsicht! „Hysteria“ klingt anders als seine Vorgänger, „Hysteria“ klingt sumpfiger, sludgiger, sehr viel basslastiger. Man könnte sagen: dreckiger (im allerbesten Sinne des Wortes) und spontaner. Dafür hat sich an der musikalischen Grundausrichtung wenig geändert, auch auf „Hysteria“ gibt es sludgigen Doom zu hören, der zwar anno 2017 in der Tendenz langsamer daher kommt als zuvor, aber sonst den Weg, den THE MOTH auf „And Then Rise“ einschlugen, weiter verfolgt. In der Tat ist der Sound der größte und eklatanteste Unterschied zwischen den beiden Alben, allein dadurch wirkt „Hysteria“ jedoch durchaus mehr am Sludge und in Richtung Aggression orientiert als noch 2015.
Ansonsten stehen THE MOTH auch 2017 noch vor allem für eines: funktionierende Doom-Metal-Songs. Zwischen schleppender Lava und Midtempo-Groove, zwischen wütender Aggression und Melodiösität im Gesang, zwischen „Stopp mal, bisschen langsamer“- und „Nu lass mal zulegen“-Attitüde präsentiert das Hamburger Trio zehn Songs, die sich stets eingängig geben und dabei nicht nur Wut und Aggression zum Ziel haben, sondern immer auch das Bein mitwippen lassen.
Höhepunkte? Pah, THE MOTH gehen generell gut rein!
Höhepunkte aufzuzählen wäre müßig – jeder Song auf „Hysteria“ kann für sich stehen, keiner muss gesondert hervorgehoben werden. Das offenbart den kleinen Makel, dass THE MOTH heuer keinen waschechten Hit im Gepäck haben, macht aber nur bedingt was – denn dafür klingt „Hysteria“ wie aus einem Guss, wobei trotzdem jeder einzelne Song seine eigene Duftmarke mitbringt. Wie gesagt, Fans der ersten beiden Alben sollten vor dem Kauf vielleicht einmal reinhören – der Sound des Albums klingt schon anders, als zuletzt. Aber gerade das macht „Hysteria“ in den Augen des Verfassers dieser Zeilen zu einem noch wütenderen, aggressiveren und gleichzeitig eingängigeren Stück Doom/Sludge. Hamburg, gib uns mehr davon!
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