The Morphean - Enter The Illusion

Review

Wenn man seinem (ersten) Album solch einen Titel gibt, wie es die 2004 im österreichischen Linz formierte Band THE MORPHEAN tut, dann muss man sich nicht wundern, wenn so mancher Rezensent diesen ob der nicht gerade berauschenden Musik als Aufhänger nimmt.

Folgt man nämlich der Aufforderung „Enter The Illusion“ und betritt vollkommen naiv die musikalische Welt des Fünfers, könnte man unter dem Eindruck der in technischer Hinsicht nicht zu beanstandenden Darbietung glauben, dass es sich hier um guten und inspirierten Melodic Death Metal handelt. Aber weit gefehlt, sobald man die Illusion verlassen und alle Sinne wieder beisammen hat, dämmert einem, dass da doch nur wieder einmal ein paar Burschen ohne nennenswerte eigene Ideen lange und tief ausgetrampelten Pfaden folgen: Es gibt ihn eben schon seit einer gefühlten Ewigkeit, den (neueren) Sound von Bands wie IN FLAMES, DARK TRANQUILITY, SOILWORK oder ihrer amerikanischen Ausgabe DEVILDRIVER, an denen sich THE MORPHEAN auch orientiert zu haben scheinen.

Wäre das Material auf „Enter The Illusion“ jetzt immerhin richtig gut, könnte man die mangelnde Eigenständigkeit sehr gut verschmerzen. Aber Nummern wie das eröffnende Titelstück oder „Bloodied Passion“ sind mit dem recht modern anmutenden, selten in echte Grunz-Abgründe vordringenden und manchmal an frühe CREMATORY erinnernden (Brüll-)Gesang von Bernhard Biermayr (was für ein Name), immerhin knackig klingenden Gitarren und ihren netten, aber letztlich unspektakulären Melodien nur leicht ins Ohr gehende Standardkost, die niemanden vom Hocker hauen wird, der in seinem Leben schon einmal drei vernünftigen Metal-Platten gelauscht hat.
Auch im weiteren Verlauf gibt es keine imponierenden Kompositionen, wenn auch beispielsweise das besonders schnelle „The Burning Truth“ gar nicht übel ist oder bei „Hallowed Aeon“ durch wohlklingende Akustikgitarren beziehungsweise bei „Halo“ mittels cleanem, ja schon gehauchtem Gesang etwas Farbe und Abwechslung ins Spiel kommt – aber auch diese Stilmittel sind natürlich nicht neu. Das abschließende „Godless Sensation“ lässt dann ganz am Ende doch noch einen Hauch an Kreativität durchschimmern und verabschiedet den (vielleicht über-)peniblen Hörer halbwegs versöhnt.

THE MORPHEANs „Enter The Illusion“ ist mit seiner technisch sauberen Ausführung und auch gutem Sound auf der einen, aber andererseits fehlender Eigenständigkeit und ebenfalls abwesenden deutlich überdurchschnittlichen Nummern nur ein mittelprächtiges Werk. Man kann sich dieses geben, ohne vor Langeweile einzugehen, aber gegen die Vorzeige-Veröffentlichungen des Melodic-Death-Genres (und auch gegen die „nur“ gutklassigen eine Etage darunter) macht dieses Debüt kaum einen Stich.

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24.09.2010

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