The Morningside - Moving Crosscurrent Of Time

Review

Nach dem ersten Höreindruck schien es zunächst so, als habe sich bei den naturverbundenen Russen THE MORNINGSIDE seit dem Debüt „The Wind, The Trees And The Shadows Of The Past“ vor zwei Jahren rein gar nichts geändert. Besagtes Album war eine zwiespältige Angelegenheit, denn es enthielt zwar durchaus ordentliches Material, aber im gleichen Atemzug wurde kritisiert, dass der Vierer aus Moskau jegliche Eigenständigkeit vermissen ließ, ja doch sehr offensichtlich versuchte, den Sound zweier bekannter Vorbilder zu kopieren.

Doch mit zunehmender Spieldauer wird offensichtlicher, dass es auf dem Sukzessor eine kleine Entwicklung gegeben hat: Zwar wartet man auf “Moving Crosscurrent Of Time“ nach wie vor mit melodischem Doom/Death Metal mit angeschwärztem Gesang auf, bei dem eben immer noch frühe AGALLOCH (“Pale Folklore“) und KATATONIA (“Brave Murder Day“) als die beiden Haupteinflüsse gegenwärtig sind. Aber die auf dem Vorgänger noch deutliche totale Verneigung vor den Idolen ist dann doch um die entscheidende Nuance Eigenständigkeit erweitert worden und eine verbesserte, sehr differenzierte und klare Produktion sorgt dafür, dass Schlagzeug und Bass nicht irgendwo im Hintergrund dümpeln müssen, sondern neben der – abgesehen von den häufigen Zitaten – guten und packenden Gitarrenarbeit auch die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen vermögen. Zu bemängeln ist einzig der exakt nach John Haughm von AGALLOCH klingende Krächzgesang Igor Nikitins, der zwar nicht stört und hier und da seine Momente hat, aber über die lange Spielzeit zu gleichförmig bleibt, als dass er der Atmosphäre groß zuträglich wäre. Hier hätte man mit gelegentlichen tieferen Growls oder klaren Phrasierungen kontrastieren und für mehr Farbe sorgen können – aber vielleicht ist die Monotonie auch beabsichtigt, zumal sie im Subgenre, in dem sich THE MORNINGSIDE bewegen, durchaus beliebtes Stilmittel ist.
Die sich zwischen langem Intro voller Windgeräusche und von Klargesang (hier ist er dann also doch noch!) geprägtem Outro über 45 Minuten ergießenden fünf Stücke bilden eher ein ordentliches Gesamtpaket, als dass es größere Ausfälle noch oben oder unten geben würde, wenngleich es auch immer wieder kleine Höhepunkte über die einzelnen Lieder verteilt gibt: der schwere, basslastige Einstieg in “Fourteen“, das stimmig-schöne Solo in “Autumn People“ oder der nach einem ruhigen Zwischenspiel von einem markanten Schrei eingeleitete Ausbruch im Titeltrack – um nur ein paar zu nennen.
Zu guter Letzt sei noch erwähnt, dass das Booklet mit allen (lesenswerten) Texten und stimmungsvollen Naturfotografien (die ausnahmsweise gar nicht klischeebeladen wirken, sondern die Musik passend visualisieren) vorbildlich aufgemacht ist.

Alles in allem ist THE MORNINGSIDE zu attestieren, dass sie und ihr melodischer Doom/Death Metal auf dem richtigen Weg sind – und der führt weg von allzu offensichtlicher AGALLOCH-Anbetung hin zu einem eigenständigen Klang. Man darf deswegen zukünftig noch einiges von den Herrschaften aus Moskau erwarten, das merkt man dem ambitionierten, aber leider noch nicht völlig emanzipierten “Moving Crosscurrent Of Time“ an.

22.12.2009

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