Das nennt man Standortnachteil: THE MORNINGSIDE kommen aus Moskau, frönen aber mit Melancholic- und Atmospheric-Death-Metal Stilrichtungen, die man eher aus Skandinavien kennt. Und sich wünscht, denn, ganz ehrlich: Würden Bands wie INSOMNIUM oder GHOST BRIGADE so gut funktionieren, wenn sie nicht aus Finnland kämen? Wahrscheinlich nicht – aber wer jetzt denkt, dass THE MORNINGSIDE nichts zu bieten hätten, liegt falsch: Die Band hat mit ihren bisherigen Alben nicht enttäuscht, und ihr neues Werk „Letters From These Empty Towns“ steht ihnen in nichts nach. Die vier Musiker sind solide Instrumentalisten und gute Songwriter, und somit ist das Album ein recht kurzweiliges Hörvergnügen – oder ein Herbstvergnügen, denn, wie gesagt, die Band steht für Melancholie und gemäßigte Grimmigkeit, eine gediegene Mischung aus Melodien und Death Metal. Und wenn denn die Blätter sich verfärben und von den Bäumen auf die Gräber fallen, dann liefern THE MORNINGSIDE den passenden Soundtrack dafür. Oder zu regennassen Straßen im Schein der Straßenlaternen.
Allerdings ist „Letters From These Empty Towns“ bei weitem kein Parforceritt geworden: Die Stücke sind zwar alle gefällig, aber einen richtigen Übersong sucht man vergeblich. Und woran THE MORNINGSIDE noch ein bisschen arbeiten müssen, ist die richtige Mischung zu finden. Zumindest der Anfang mit dem vergleichsweise aggressiven „Immersion“ und „One Flew (Over The Street)“ ist gewöhnungsbedürftig – das klingt teilweise so, als hätten die Gitarristen gerade CARCASS gehört und wollten auch das miteinfließen lassen. Ansonsten bietet „Letters From These Empty Towns“ aber eine runde Mischung aus den genannten Bands, die auch, wie in „Deadlock Drive“, bei PARADISE LOST nicht Halt macht.
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