The Monolith Deathcult - Tetragrammaton

Review

Lange Zeit war es nun still um die verrückten Holländer von THE MONOLITH DEATHCULT. Mit “Trivmvirate“ lieferten die Brutal-Death-Metaller im Jahr 2008 sicherlich eines der vielschichtigsten und für mich auch eines der besten Alben dieses Genres. Danach ging der Vorhang erstmal zu. Mit “The White Crematorium 2.0“ entschied man sich in der Zwischenzeit kurzerhand, der zweiten Platte der eigenen Schaffensgeschichte nochmals einen neuen Anstrich zu verpassen. Auf neues Material musste der geneigte Brutalo-Chaot dann schon bis ins Jahr 2013 warten, wo nun endlich mit “Tetragrammaton“ der vierte vollwertige Output erscheint. Frisch an Bord sind aktuell Rückkehrer Carsten Altena an den Keyboards und Ivo Hilgenkamp als zweiter Saitenflitzer.

Wie man es von der Truppe aus Kampen gewohnt ist, könnte man auch mit der ausführlichen Beschreibung von “Tetragrammaton“ ganze Romane füllen, schließlich bleiben verquere Genre-Bastarde, ruppige Tempowechsel und ausgefeilte textliche Konzepte weiterhin wichtige Stützpfeiler in den Kompositionen der Todeskultler. Zu Beginn wirkt das Ganze nicht allzu gravierend, denn “Gods Amongst Insects“ gehört als Opener dann doch eher zu den reinrassigeren Stücken und wartet lediglich mit ein paar hintergründigen Keyboard-Einlagen auf. Ansonsten feuern THE MONOLITH DEATHCULT präzise aus allen Rohren und erinnern mit ihrem satten Sound immer mal wieder an komplexes Geknüppel der Marke NILE oder CRYPTOPSY.

Doch das kann man allerspätestens mit dem zweiten Song “Human Wave Attack“ nicht mehr stehen lassen, denn nun übernimmt der experimentelle Sinn der Niederländer den Schaltknüppel. Schon lange nicht mehr gehörte Industrial-Tiraden bekommen immer mehr Zugang zu “Tetragrammaton“ und verschmelzen mit den teilweise komplexen, teilweise aber auch unheimlich geradlinigen Riffs zu einem schwer verdaulichen, eisernen Brei. Auch die Gesangslinien sind dabei keineswegs transparent, werden immer wieder von Hintergrundsamples oder entsprechenden Vocals geschwängert  und wandern ihrerseits selbst auf einem schmalen Grat zwischen platt, komplex und anstrengend.

Mit dem deutschsprachigen “Todesnacht von Stammheim“ beweisen THE MONOLITH DEATHCULT dann einmal mehr (“Kindertodeslied“ auf “Trivmvirate“) ihr Interesse hinsichtlich deutscher Geschichte, indem sie die Nacht thematisieren, als die inhaftierten Anführer der RAF im Oktober 1977 Selbstmord in ihren Zellen der JVA Stuttgart begingen. Das Stück lebt musikalisch durch seinen intensiven Groove und die sehr heavy orientierten Riffs. Nicht alles erscheint auf “Tetragrammaton“ nachvollziehbar und sinnig verknüpft, doch darin lag höchstwahrscheinlich auch gar nicht das Ziel der Jungs. So vermag das orientalisch anmutende und einmal mehr an NILE erinnernde Stück “Aslimu!!!“ etwa an sich durch seine schier erbarmungslose Knüppelader einen sehr ansprechenden Song darstellen, passt aber von der puren Orientierung her nicht unbedingt in den Kontext des restlichen Albums.

Wen das allerdings bei THE MONOLITH DEATHCULT verwundert, der sitzt sowieso in der falschen Grube. Wer gerne mit Flammen, Gift und Fleischerbeilen gleichzeitig herumexperimentiert, der sollte sich auch an diesem Buffet, nach fünf Jahren Abstinenz, reichlich bedienen.

29.04.2013
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