Neuer Wind in Sachen Irish Folk
Magazine wie metal.de eignen sich oft dafür, jüngeren und noch unbekannten Bands eine Plattform zu geben. Das reicht von der noch ausbaufähigen Musik der Rumpelkappelle des Nachbarn bis hin zu Bands, bei denen der Gesamtsound schon derart stimmig und rund ist, dass es schon Profis mit jahrelanger Erfahrung sein könnten. Zu letzterem zählt ohne Frage das Debüt von THE MOCKINGBIRD MEN, einer aufstrebenden Folk Band aus Dresden. “Back In The Port“ heißt das gute Stück und beinhaltet neben neu arrangierten Irish Folk Songs auch erstmals eigene Lieder der Band.
Alte Stücke – Eigener Sound
Los geht es mit “Bonnie Ship The Diamond“, das mit seinem Ohrwurmcharakter und dem Zusammenspiel aus Akkordeon, Flöten, Banjo und mehrstimmigem Gesang im Refrain eine wohlige Pubatmosphäre erzeugt. Bereits hier wird schnell deutlich, dass THE MOCKINGBIRD MEN den traditionellen Stücken einen individuellen Stempel verpassen. Dabei klingen sie zu jedem Zeitpunkt authentisch ohne dabei nachahmend zu wirken. Ihr Sound ist jung und frisch und lässt die Klassiker der schottischen und irischen Folk Musik in neuem Glanz erstrahlen. Um es auf den Punkt zu bringen: Was THE MOCKINGBIRD MEN hier fabrizieren ist ohne jeden Zweifel beeindruckend.
Musikalisch spielen sie sich dabei einmal quer über die britischen Inseln und passieren dabei die unterschiedlichsten Gefühlswelten des Folk. Dazu zählt die fröhliche und tanzbare Verbindung mehrerer Reels (“Cooley’s Set“) ebenso sehr wie der packende Übergang von der traurigen Ballade zum wilden Tanz (“Planxty Irwin“) oder Lieder mit einer gewissen maritim angehauchten Traurigkeit (“Back Home In Derry“). Letzteres erhält durch das Mitwirken von Niel Mitra und Stephan Groth von FAUN in der Instrumentierung besonders einzigartige Momente. Als weiterer Gastmusiker ist Benni Cellini von LETZTE INSTANZ auf gleich drei Titeln mit seinem Cello zu hören und verleiht so “Petrichor“, “Will You Go Lassie Go“ und “Sleeping Tune“ jeweils eine zusätzliche melancholische Note. Aber zu den Songs gleich mehr.
Nicht schon wieder „Irish Rover“ – THE MOCKINGBIRD MEN zeigen, wie es geht!
Die Songauswahl auf “Back In The Port“ wird die Herzen vieler Folk-Fans höher schlagen lassen, denn hier werden hauptsächlich Lieder fernab der x-ten “Irish Rover“-Vertonung dargeboten. Einzige Ausnahme bildet “Follow Me Up To Carlow“, ein Klassiker, der schon von Bands wie FIDDLER’S GREEN oder IN EXTREMO vertont wurde und somit ein wenig an Reiz verloren hat. THE MOCKINGBIRD MEN machen hier sicherlich keinen schlechten Job – jedoch geht der Song ein wenig im Vergleich zu den restlichen Songs unter. Bei “Will You Go Lassie Go“ verhält es sich ähnlich.
Die ersten von THE MOCKINGBIRD MEN selbst geschriebenen Songs hinterlassen hingegen einen durchweg positiven Eindruck. Im Titelsong wird die Lebensweise einer irischen Stadt besungen und erzeugt so ein gemütliches Flair, welches durch verspielte Dudelsackmelodien untermalt wird. Auch die verträumte Ballade “Petrichor“ über den Geruch der Erde nach einem Regenschauer überzeugt auf ganzer Linie, wobei besonders bei solch ruhigen Titel Sänger Sebastian Fauth durch seine klare Stimme punktet.
Eine junge Band setzt sich an die Genrespitze!
Das unbestreitbare Albumhighlight haben sich die Dresdner für den Schluss des Albums aufgehoben. Im “Sleeping Tune“ zeigt die Band ihr gesamtes Können. Was man hier zu hören bekommt ist sanft und zerbrechlich, melancholisch und unbeschreiblich schön! THE MOCKINGBIRD MEN bringen die wahre Kraft dieses Tunes zum Vorschein und man darf ohne Frage von der wohl besten Interpretation dieses Klassikers sprechen! Hut ab!
THE MOCKINGBIRD MEN überzeugen durch verspielte Melodien, abwechslungsreiche Instrumentierung und packende Songs. Sie sind unbestreitbar eine der vielversprechendsten jungen Bands der Folk-Szene und man darf gespannt sein, was da noch kommt.
Was ein Brett von Album – läuft seit Wochen bei mir im Auto hoch und runter!
Für mich das Album, was meine Lust auf Folk Music wieder geweckt hat. Jung, frisch, lebendig… Und der Sänger ist der totale Hammer: klingt originaler als mancher Ire 🙂
Auch wenn man die Jungs nur flüchtig kennen sollte spürt man sofort mit welcher Hingabe und Leidenschaft sie gemeinsam ihre Musik kreieren