Die britischen Gothic-Rock-Vordenker THE MISSION beehren uns 30 Jahre nach Bandgründung mit ihrem zehnten Studioalbum, und in diesem Zusammenhang stapelt Frontmann Wayne Hussey nicht gerade tief: „Another Fall From Grace“ würde das fehlende Glied zwischen „First And Last And Always“ (SISTERS OF MERCY) und dem eigenen Debüt „Gods Own Medicine“ darstellen. Und weiter: Er habe die Intention gehabt, das Album nach 1985 klingen zu lassen.
„Another Fall From Grace“ ist zeitloser Gothic Rock
Ist das Album also ein aufgewärmter Aufguss alter Taten? Eine Reanimation einer Leiche? Nicht doch: Erstens war der klassische Gothic Rock, den THE MISSION repräsentieren, stets zeitlos. Zweitens meint der Frontmann damit, dass er seine Liebe zur zwölfsaitigen Gitarre wiederentdeckt hat. Und die hat nicht nur dem Sound, sondern auch der Musik ihren Stempel aufgedrückt. Die angekündigte Rückbesinnung geht also tiefer und macht dankenswerterweise nicht davor Halt, dass auf „Another Fall From Grace“ tolle Songs ihren Platz gefunden haben.
Da ist der stimmungsvolle Titeltrack zu nennen, dessen auf der Gitarre gespielte Melodie sich ebenso ins Ohr schmeichelt wie die erste Single „Met-Amor-Phosis“. Während die samtene und doch eindringliche Stimme von Hussey sehr präsent die Lieder beherrscht, fallen erst beim zweiten Hören die klugen Gitarrenarrangements auf. Was allerdings auch daran liegt, dass „Another Fall From Grace“ kein lautes Album ist. Im Vordergrund stehen – und das kennt man ja von THE MISSION – die Melodien, Harmonien, die Melancholie. Wenn ein Song wie „Tyranny Of Secrets“ dann doch mal etwas zackiger beginnt, dauert es nicht lange, bis in der Strophe Mäßigung einsetzt. Und zwischendurch immer wieder diese dichten Arrangements mit den gezupften Gitarren…
Ohrenschmeichler und kluge Gitarrenarrangements
Ist schon der erste Teil des Albums nicht gerade krachig, wird es im zweiten Teil noch ein ganzes Stück ruhiger und atmosphärischer. Gerade der Schlussdreiklang mit „Jade“, „Only You And You Alone“ und „Phantom Pain“ klingt zunehmend entrückt – und ziemlich schön. Überhaupt leistet sich „Another Fall From Grace“ über die gesamte Spielzeit (immerhin 64 Minuten) nur wenige Längen, dafür aber um so mehr Höhepunkte. Womit festgehalten werden kann, dass Wayne Hussey nicht zu viel versprochen hat, was all die Rückbesinnung auf die Anfangstage angeht. Das Beste ist aber, dass das Album auch im Jahr 2016 eine ziemlich gute Figur abgibt.
Kommentare
Sag Deine Meinung!