THE MARS VOLTA sind zurück. Die Band wird seit jeher als unbegreiflicher Mythos, Geheimtipp oder einfach gestandene Rocktruppe gesehen. Für Aufsehen sorgten die Konzerte im Vorprogramm der RED HOT CHILI PEPPERS, die ihrerseits zu jener Zeit mit medienwirksamen Popsongs flirteten, während TMV teils ratlose, teils verstörte Gesichter im Zuschauerraum hinterließen. Gezeichnet wird die Musik von Krautrock mit progressiven und lateinamerikanischen Anleihen. Das muss man heutzutage mögen.
“The Mars Volta” verlässt die Komfortzone
Mit dem selbstbetitelten, siebten Studioalbum mischen THE MARS VOLTA die Karten noch einmal neu und setzen neuerdings auf loungigen Jazz mit tonnenschwerem Funk-Besatz. Die ganz hohen Sphären steuert Sänger Cedric Bixler-Zavala längst nicht mehr an, während die Songs mehr und mehr zu dem werden, was die Band nach eigenen Aussagen längst bieten wollte. Ganz eindeutig werden nämlich Salsa-Rhythmen ausschweifend dargereicht, sodass die Musik heraus aus der eigentlichen Prog-Komfortzone direkt in die nächste Tanzschule flirrt.
Auch an THE MARS VOLTA geht die Zeit nicht spurlos vorüber
Das Ergebnis findet man in 14 extrem wohlklingend austarierten Liedern, die von den Drohgebärden und Verrücktheiten der ersten Jahre nicht mehr viel besitzen. Wenn eine Band aber mit dem ersten Album auf einem derart ausgereiften Niveau startet wie THE MARS VOLTA, endet die musikalische Evolution nicht selten in einer 180 Grad-Drehung. Natürlich erinnern Songs wie “Flash Burns From Flashbacks” noch an die Wurzeln, allerdings auch dann nur in kürzesten Episoden. Ein echter Spannungsbogen will sich leider nicht entwickeln und so mäandern die Songs in ihrer Gesamtheit ein bisschen belanglos aus den Boxen, während einzelne Melodien bezaubernd bleiben (“Palm Full Of Crux”). Adressiert ist “The Mars Volta” aber an junge Eltern, die ihre Elternfreunde zu einem Sonntags-Brunch einladen und nach der richtigen Hintergrundmusik suchen.
Gar nicht mal so gut..
Mein Gott, was ist nur aus dieser Band geworden? 🙁
Jetzt habe ich mich extra anmelden müssen.
Von den Vorabsongs war ich auch etwas enttäuscht aber als ganzes zieht mich das Album in einen Bann, wie ich es selten habe. Für mich eine ganz klare 10/10.
Manchmal wären Unvoreingenommenheit und offene Ohren ein Segen. Nein, eigentlich immer. Nur spielt unsere Psyche nicht mit. Voreingenommenheit ist irgendwie auch ökonomisch. Nimmt man sich selbst aber nicht so wichtig und entkoppelt das TVM Album vom Restwerk der Band, insbesondere den ersten vier Alben, erschließt sich einem großartige Musik. Komplex, süßlich-wild, sexuell, tiefsinnig, lebendig, schön und unauffällig sperrig. Vor allem ist diese Musik auch mutig und gekonnt. Aber Mut erfordert Toleranz und ein entspanntes Verhältnis zu sich selbst. Viel authentischer als das was Steven Wilson bei zu viel Verkopfung zuletzt versucht hat, ähnlich magisch wie TDEP auf Ire Works (wobei Plagiarism die Referenz wäre) und genial wie Antonio Sánchez mit seinem Bad Hombre II. Tolles Album, dass sich lange nicht abnutzen wird. Vorausgesetzt man ist offen dafür.
More power to you!