The Man-Eating Tree - Vine

Review

Herbst – die Jahreszeit der fallenden Blätter, der wunderschönen Farben und auch der atmosphärischen Musik! Passend dazu erscheint das Debütalbum „Vine“ der finnischen Formation THE MAN-EATING TREE, das Projekt des ehemaligen SENTENCED-Drummers Vesa Ranta. Mit dabei sind auch POISONBLACK-Gitarrist Janne Markus und FALL OF THE LEAFE-Sänger Tuomas Tuominen.
Zunächst ist zu sagen: THE MAN-EATING TREE stellen eine eigenständige Band dar und hört man zwar ab und an gewisse Ähnlichkeiten zu den eben genannten Formationen, so klingt das Ganze glücklicherweise niemals nach einer Kopie. Wie es denn eigentlich klingt, ist allerdings schwer zu beschreiben.

Der Opener, „Lathing A New Man“, beginnt ruhig und beinahe artrockig anmutend, später wird er metallischer und nach vorne gehender; die Melancholie aber schwebt über allem. Charakteristisch für das Album ist: es ist vielseitig in seinen Nuancen, mal weist es, auf angenehme Weise an SENTENCED erinnernd, mehr in die Gothic Metal-Ecke; mal lässt es progressivere, rockigere oder auch poppigere Klänge mit einfließen. Tuomas‘ markanter, abwechslungsreicher Gesang passt auf unaufdringliche Weise hervorragend zu der Musik.
Der zweite Song, „The White Plateau“ beginnt ebenfalls langsamer, fast schon klagend, und geht dann über in einen kraftvollen, sich sofort im Ohr festsetzenden Refrain. Erneut zeigt sich die Tendenz zu Stimmungswechseln in der Musik THE MAN-EATING TREEs. Man beherrscht die langsame, traurige Gangart (z.B. in dem sehnsüchtigen „This Longitude Of Sleep“) ebenso gut wie die härtere, treibendere und kombiniert elegant beide miteinander (z.B. in „Tide Shift“). Die Atmosphäre geht dabei niemals verloren – wie der graue Schleier über dem Novemberhimmel hängt die Melancholie über „Vine“.
Teilweise kann sie einen schon sehr herunterziehen, diese Musik mit ihren schmerzlich-schönen Melodien wie in dem hymnischen „Of Birth For Passing“, nur um dann wieder aufzubauen, beispielsweise mit dem schnelleren „Out Of The Wind“, der ersten Single.
Die Coverversion des Klassikers „Nights In White Satin“ von MOODY BLUES unterscheidet sich stark vom Original; irgendetwas fehlt ihr allerdings, möglicherweise ist ein wenig Emotion auf der Strecke geblieben. Dennoch kein schlechter Versuch.
„Amended“, das letzte und vielleicht härteste Stück auf „Vine“, vereint noch einmal alle unterschiedlichen Elemente des Albums in sich und schließt es würdig ab.

THE MAN-EATING TREE haben mit „Vine“ ein wunderbar atmosphärisches Album voller unterschiedlicher Emotionen geschaffen, das perfekt zum Herbst mit all seinen Facetten passt – zu Nebel, Regen und Schwermütigkeit, aber auch zu den letzten Sonnenstrahlen und den goldenen Blättern. Musik zum Träumen und zum darin Versinken – allen Freunden der Melancholie wärmstens zu empfehlen!

20.09.2010
Exit mobile version