Der Einstieg in dieses intensive, machmal beinahe bedrückende Traueralbum ist gut gewählt. Das stimmungsvolle Akustik-Intro bildet den Auftakt, der folgende Opener „At The Green County Chapel“ bietet neben hevorragendem Songwriting vor allem Sänger Tuomas Tuominen mit seinem speziellen Timbre Gelegenheit, sich gut in Szene zu setzen. SENTENCED, als inzwischen aufgelöste Stammband des Schlagzeugers Vesa Ranta ist musikalisch nach wie vor eine recht passende Reverenz, auch wenn THE MAN-EATING TREE den Rock’n’Roll-Anteil zu Gunsten eher doomiger und überaus schwermütiger Elemente reduziert haben.
Auf „Harvest“ bleibt der Gesang sicherlich der umstrittenste und mitunter gewöhnungsbedürftige Teil der Musik. Die Songs sind fast abwechselnd gutklassig oder mittelmäßig bis verzichtbar, wirklich überragendes Erstklassen-Niveau erreicht keine der Nummern. Thomas‘ Stimmfärbung klingt ehrlich und intensiv, passt auch zur tristen Ausrichtung der Songs, die Art sein Organ einzusetzen sorgt aber auch dafür, dass er sich manchmal ein wenig zu sehr an der Melodielinie vorbeijault. Das ist vermutlich beabsichtigt, erscheint aber nicht immer souverän. Die an Großmeister wie AMORPHIS oder HIM in ihren etwas metallischeren Momenten erinnernden Gitarren- und Piano-Melodien sind durchweg gelungen und zaubern trauernde Klangkathedralen in die immer grauer werdende Herbstristesse. Festzustellen bleibt: THE MAN-EATING TREE sind durch und durch finnisch. Highlight neben dem erwähnten Opener sind „Armed“ und „Incendere“, auch das überlange und sehr doomige „Exhaled“ ist als gelungen einzustufen. Bei „Down To The Colour Of Your Eye“ stößt der Thomas mehr als je zuvor an seine Grenzen. Spannend auch das abschließende, sehr stimmungsvolle Instrumentalstück „Karsikko“.
Fans des Genres werden, sofern sie mit eigenständigem Gesang kein Problem haben, diesen hoffnungslosen Trauerbatzen schnell in ihr Herz schließen. Und eine bessere Jahreszeit zur Veröffentlchung von „Harvest“ gibt es ohnenhin nicht. Für nicht Die-Hard-Fans dieses Stils besteht, auch angesichts der Spielzeit, die Gefahr der verfrühten Übersättigung.
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