THE LURKING CORPSES klingt verdammt nach blutrünstigem Death Metal, allerdings erwartet uns auf der Doppel LP „23 Tales Of Terror“ eine gut funktionierende Mischung aus Horror Punk Rock, 50er Jahre Sounds, Grindcore und Hardcore. Somit darf man die Platte als Schnittmenge zwischen SMOKE BLOW („When Your Body Dies“), TIGER ARMY („Ghoulita Is Out Tonight“) und EHRENMORD bezeichnen, bitte noch eine Prise Horror(-Hörspiel) addieren. „23 Tales Of Terror“ macht Spaß, denn THE LURKING CORPSES haben massig gute Melodien, einprägende Hooks und zackige Chöre. In die andere Seite der Waagschale wirft die Band aber auch einiges an Unbeständigkeit und irritierenden Momenten, die die Platte im Ergebnis runterziehen.
Die harten Momente und krassen Brüche von herzlichen Mitsingparts zu grindigem Gedresche brechen manchmal unerwartet die Dynamik der Platte, aber grundsätzlich schleichen die Leichen eher gemächlich um die Ecke und gerade dieser Kontrast gibt dem Werk die gewisse Würze und hält es letztendlich am Leben. „23 Tales of Terror“ knarzt klanglich ordentlich und klingt herrlich nach stinkigem Keller und schwitzigen Pogoattacken. Leider finden sich keine wirklichen Knaller, sodass der anfängliche Hörspaß doch relativ schnell getrübt wird. Was rasend schnell zündet, kühlt ebenso schnell ab. THE LURKING CORPSES gewähren uns einen Blick durch ein musikalisches Kaleidoskop, manche Stücke wirken nur wie Momentaufnahmen oder kleine Anfälle, wieder andere Lieder sind richtige ausgereifte Stücke und man schwankt zwischen gut, sehr gut und grottenschlecht. Das gilt für alle Bereiche. Es wird auf handelsübliche Strukturen geschissen und der rote Faden existiert praktisch nicht. Diese Platte adäquat und anschaulich zu beschreiben stellt tatsächlich eine Herausforderung dar, denn hier passt eigentlich gar nichts zusammen und trotzdem kann man die Bande nicht rigoros als schlecht durchwinken oder ihr Mittelmaß unterstellen. Schon alleine die gute alte LP als Medium zu wählen, zeugt von Geschmack und einer gewissen Abneigung gegen die moderne Musikindustrie.
Der jaulige Gesang wird mal zur künstlerischen Imitation eines Werwolfes eingesetzt und einmal, um einen Hauch Rock’n’Roll zu zaubern. Alles in einem Song wohlgemerkt, so dass dieser die komplette Emotionspalette abruft. Als THE LURKING CORPSES dann auch noch die Akustikklampfe auspacken und eine ernsthafte geheulte Ballade mit schöner fragiler Melodie und Lagerfeueratmosphäre bringen, leuchtet das Fragezeichen über meinen Kopf noch heller auf. Wir haben eine bemerkenswerte Platte mit einigen richtig seltsamen Momenten („Zombies (Across The Hills)“), aber leider können THE LURKING CORPSES das Niveau nicht auf Dauer halten und lassen mich im Ergebnis mehr verwirrt als begeistert zurück.
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