The Locust - Plague Soundscapes

Review

„Plague Soundscapes“ ist genau das Album, das in meiner Sammlung noch gefehlt hat. Die Lücke zwischen FANTOMAS‘ Debüt und „Irony Is A Dead Scene“ von DILLINGER ESCAPE PLAN musste schließlich ausgefüllt werden. Und was passt da besser rein als Chaoscore, der in Sachen brillianter Komplexität und anti-musikalischer Widerspenstigkeit neue Maßstabe setzt. THE LOCUST haben es zweifelsohne geschafft eine der am schwersten zu verdauenden Alben der letzten Jahre hervorzubringen.

Nur wenige der 23 „Songs“ durchbrechen die 1-Minuten-Schallmauer. Doch glaubt mir, jede weitere Minute hätte die Wirkung dieser akustischen Schocker gemindert. Hier mutiert eine übers Ziel geschossene Free-Jazz-Combo zur wütenden Garagen-Krachclique… und zurück… oder andersrum?! Wie auch immer. Wen sollte es wundern, dass das Ergebnis dieser Metamorphose einem konsequentem Boykott von Melodie und Eingängigkeit entspricht. Wer braucht schon solch konventionelle Ingredienzien, wo man doch auch zu bizarren Spaceship-Geräuschen und Hardcore-Lärm gepflegt seiner Urschreitherapie nachgehen kann und im Eifer des Gefechts neue Wege extremer Gitarrenmusik beschreitet. In dieses Inferno passen die kranken und meist unverständlich vorgetragenen Texte wie die Faust in die Magengrube des Dogmatiker. Vieles davon ergibt keinen Sinn und allein dieser Umstand macht den Reiz dieser lyrischen Psychose aus. Doch lasst euch nicht täuschen, „Priest With The Sexually Transmitted Diseases Get Out Of My Bed“, „Anything Jesus Does I Can Do Better“ und „The Half-Eaten Sausage Would Like To See You In His Office“ sind Hymen für das 21. Jahrhundert. Zumindest wenn man genug hat vom immergleichen Death/Grind-Gepolter, welches sich zu 99% auf Metal-Standards beschränkt anstatt sich auf kompromisslose Extreme zu fokussieren.

Wer „Scum“ von NAPALM DEATH für bahnbrechend hält und seinen Ohren ein wenig Lärm gönnen möchte, hat nur wenige Alternativen zur Auswahl. Dies ist eine. Aber ich seh’ schon wie viele Endkonsumenten diese Scheibe genervt aus dem Player werfen. Aber so ist das: wahrer Genius wird oft verkannt.

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01.10.2003

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2 Kommentare zu The Locust - Plague Soundscapes

  1. him sagt:

    Wirklich, Rob: Diese CD ist die Hölle. Wenn das hier Musik ist, ist der Holocaust nen Brotaufstrich. Diese CD entbehrt jeglichen musikalischen Prinzips, das ist einfach nur konzentriertes Kloppen für nichts. Kommt mir vor wie die lärmende Rache einer findigen Großmutter, die ihrem abgebrühten Metaller-Enkel mal am eigenen Leibe spüren lassen wollte, wie auf sie stets seine Remmi-Demmi-Musik gewirkt hat: Fürchterlich, katastrophal, unmenschlich. 0/10 Punkte für Scheiße, keinen mehr.

  2. Anonymous sagt:

    Leckmichamarsch, wie spielt man sowas… ? Technisch beeindruckend, aber aber nicht die Hirnfolter-Scheibe die ich erwartet hab‘, auf der nach oben offenen Nerv-Skala gibt’s besseres. Ich bin wohl schon zu abgestumpft… wahrscheinlich zu viel Brodequin gehört, gegen die klingen The Locust wie Blind Guardian…

    8/10