The Locust - New Erections

Review

THE LOCUST standen schon immer für sehr ausgefallene Musik, die stilistisch nie wirklich festgefroren war und mittlerweile irgendwo im Großraum zwischen Mathcore, Grindcore und Hardcore in weitem Sinne anzusiedeln ist und wohl am treffendsten die freie Bezeichnung Chaoscore verdient.

Mit eher punkiger Schreistimme, wirren Songarrangements, Blastbeats, verquerwurschtelten Frickelparts aber auch super schleppendem Slo-Mo-Lava-Gekrieche und schrägem, disharmonischem Gekurbel wildern sich THE LOCUST durch die Musikbotanik und zerpflügen dabei so ziemlich jede Nervenzelle, die sich ihnen in de Weg stellt. Zwischendurch würzen sie ihren Sound mit ein paar kleinen aber feinen Samples und auch elektronische Spielchen kommen hier und da passend zum Einsatz.

Wiederkehrende und überhaupt nachvollziehbare Strukturen lassen sich erst nach mehrmaligem Hören ausmachen, was dem Album jedoch auch einen gewissen Anreiz verschafft. Die Songs an sich sind zwischen einer und knapp über vier Minuten angesiedelt, wobei letzteres eher die Ausnahme auf „New Erections“ ist. Der Mann am Mikro schreit sich verdammt gut einen zurecht und lässt immer mal wieder den natürlichen Klang seines Organs erkennen. Das dadurch entstehende leichte Punk-Feeling wird allerdings nicht von der Musik bestärkt. Diese erfordert entgegen allen Punk-Regeln äußerst viel Aufmerksamkeit, um zum einen das wilde Gehäcksel überhaupt adäquat wahrnehmen zu können und zum anderem, um diesen verdammt nervenaufreibenden Trip so zu überstehen, dass nachhaltig keine abneigenden Aggressionen aufgebaut werden.

Von der sehr geringen Spielzeit darf man sich nicht abschrecken oder negativ beeinflussen lassen, denn länger ist dieses musikalische Gehampel wirklich nicht zu ertragen, es sei denn man konsumiert regelmäßig starke Opiate oder befindet sich im Wachkoma.

Diese Band lässt sich im Grunde nirgends wirklich einordnen, was sie richtig sympathisch macht. Andererseits muss aber ganz klar der Zeigefinger zur Vorsicht hochgehalten werden, damit keiner hinterher sagen kann, er wurde vorher nicht vor THE LOCUST gewarnt…

22.10.2007
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