The Konsortium - The Konsortium

Review

THE KONSORTIUM gründeten sich im Jahre 2003 und veröffentlichten 2008 bereits ein Demo, das recht überschwänglich von der Presse empfangen wurde und deren vier Titel auch auf dem Album enthalten sind. Die vier Mitglieder wollen ihre Identität nicht preis geben, hüllen sich auf den Promo-Fotos stilvoll in Umhänge und verbergen ihre Gesichter hinter Masken. Zugleich wirbt man aber damit, Mitlglieder von MAYHEM und KVELERTAK mit an Bord zu haben. Einzig bekannt ist Gitarrist Teloch (OV HELL, NIDINGR, ex-1349, ex-GORGOROTH,…), der als Live-Gitarrist MAYHEMs zwar gemeint sein könnte, die streckenweise infernalisch schnellen und übermenschlich präzisen Drums legen jedoch auch die Vermutung nahe, dass Hellhammer seine Finger mit ihm Spiel haben könnte.

Stilistisch fühlen sich THE KONSORTIUM am ehesten im progressiven Black Metal zu Hause, doch so gern ich zumindest ab und an auch in Schubladen denke, in diesem Falle wird die simple Genre-Bezeichnung der Musik des Quartetts keinesfalls gerecht. Diese ist vor allem komplex, unvorhersehbar und zunächst völlig unzugänglich. Außerdem extrem aggressiv auf eine kalte, rohe, klinische Art, niemals jedoch stumpf, sondern bis ins kleinste Detail durchdacht, steril und irgendwie kalkuliert. Stets im exakt richtigen Moment durchbrechen die Norweger diese eiskalte, pure Aggressivität, mal mit einem thrashig-lockeren Part, einer stampfenden, groovigen Midtempo-Einlage, mal mit einem untypischen Gitarrensolo, mal mit einer ruhigen Zwischenpassage und all diese Elemente wollen sich zunächst gar nicht in die Musik des Quartetts einfügen, doch irgendwie ergibt sich letztenendes doch ein überaus stimmiges, beeindruckendes und extrem spannungsgeladenes, dramatisches Gesamtbild, dass man sich nur fragen kann, wie die Musiker all die einzelnen Fragmente nicht nur unter einen Hut gebracht, sondern auch noch so genial verschmelzen lassen haben.

THE KONSORTIUM kreieren mit diesem Sound, unterstützt von zahlreichen Effekten und vereinzelten elektronischen Einsprengseln, eine unvergleichlich beängstigende, mysteriöse und erhabene Atmosphäre, dass es einem einen Schauer nach dem anderen den Rücken herunter jagt, einem im nächsten Moment jedoch das Gefühl vermittelt, sich gerade nicht fürchten zu müssen, sondern sich der Musik hingeben zu können. Dafür sorgen nicht zuletzt vor allem auch die sehr eigenen, variablen Vocals, die eventuell von KVELERTAK-Sänger Erlend Hjelvik stammen könnten. Die ausdrucksstarken Screams runden “The Konsortium” perfekt ab. Der völlig weltfremde, einzigartige, jedoch sehr gewöhnungsbedürftige cleane Gesang schließlich (“Gasmask Prince”, “Tesla”, “Decomposers”) sowie die anmutig-düsteren choralen Parts (“Under The Black Flag”) verleihen dem Sound der Norweger schließlich noch mehrere Punkte auf dem i.

“The Konsortium” braucht vor allem eines: eine ganze Menge Zeit. Beim ersten Hören empfand ich dieses Album als verkrampft progressiv, die Parts wirkten für mich sinn- und ziellos aneinander gereiht, die Riffs und Screams gewöhnlich. Mittlerweile kann ich kaum glauben, so über das Debüt THE KONSORTIUMs gedacht zu haben, denn jetzt, nachdem sich mir nach und nach stückchenweise der rote Faden jedes einzelnen Titels und des gesamten Albums erschloss, sich mir unzählige Details offenbarten, die man aufgrund der Vielzahl der Eindrücke zunächst gar nicht wahrnehmen kann, und die Riffs und besonders der markante Gesang seine Wirkung entfalteten, halte ich “The Konsortium” für ein einzigartiges Stück Musik, an dem Fans progressiven, anspruchsvollen Black Metals mit Sicherheit ihre Freude haben werden.
Dennoch bezweifle ich, dass man mit diesem Album tatsächlich vollständig warm werden kann. Man kann sich ihm nähern, es kennen und verstehen lernen, doch zumindest mich befällt aufgrund der Sterilität und Distanziertheit der Songs noch immer eine beklemmendes Gefühl der Fremdheit, das mir ein wenig den Spaß nimmt, “The Konsortium” immer wieder zu hören.

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17.06.2011

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