The Infernal Sea - Hellfenlic

Review

Komisch, dass wir keines der bisherigen drei Alben der Briten THE INFERNAL SEA besprochen haben. Allerdings erschienen diese auch bei Kleinstlabels oder im Selbstverlag und erst der diesjährige Longplayer “Hellfenlic” erscheint bei Candlelight Records. Die schicke Gestaltung und das interessante, dem Album zugrunde liegende Thema der Hexenverfolgung machen schon mal Lust auf mehr. Doch wie sieht es mit dem Herzstück, nämlich der Musik aus?

“Hellfenlic” widmet sich der Hexenverfolgung in England

Dem Rezensenten ist leider keines der Vorgänger-Werke bekannt. Auf “Hellfenlic” allerdings spielen THE INFERNAL SEA ultrahektischen, modernen Black Metal, der sich zwischen Raserei der Marke 1349, DARK FUNERAL, TSJUDER und schwärzeren BELPHEGOR ansiedelt. Geschwindigkeit ist Trumpf und irgendwie führt das auch dazu, dass das Quartett aus dem höllischen Meer seine Prioritäten unangenehmerweise auf technische Exzellenz legt. Niemand muss absichtlich scheiße spielen, keine Frage, aber spiel- und produktionstechnisch erinnert “Hellfenlic” eher an THE BLACK DAHLIA MURDER und Deathcore als an DARKTHRONE oder GORGOROTH. Gewiss ist das Geschmackssache – die Zielgruppe dürfte aber relativ gering ausfallen.

Außerdem muss man leider sagen, dass THE INFERNAL SEA zwar hörbar ordentlich spielen können, aber ihr Talent für schlüssiges Songwriting überschaubar ist. Irgendwie passt Vieles nicht so recht zusammen, noch mehr weigert sich gar, in irgendeiner Weise im Ohr hängen zu bleiben. “Bastard Of The East” kann sogar richtig nervig werden und was der rotzig gedachte, aber nicht umgesetzte Black Thrash in “Black Witchery” soll, muss man auch nicht verstehen. Im Einzelnen gibt es gute Ideen auf “Hellfenlic”, als Gesamtwerk funktioniert es leider kaum.

Mehr Schmutz bitte, THE INFERNAL SEA!

So bleibt ein Album, das nicht wirklich schlecht ist, bei dem sich aber gefragt werden darf, wer das eigentlich kaufen soll. Denn es gibt zwar im Black Metal mittlerweile einen Konsens darüber, dass das Genre heute nicht mehr genauso kaputt wie ein altes DARKTHRONE-Demo rumpeln muss, aber wirklich beliebt waren Alben wie “Hellfenlic” in den vergangenen Jahren auch nicht eben. Genau genommen führte diese sterile Interpretation des Black Metal gegen Ende der Neunziger und Anfang der Zweitausender sogar eher dazu, dass das Genre an Popularität verlor und sich ein wenig totlief. Black Metal braucht deutlich mehr Seele und Atmosphäre, aber das bekommen ja zum Glück genügend andere Bands aktuell vorbildlich hin.

21.01.2024

Redakteur | Koordination Themenplanung & Interviews

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