Plattenladenbetreiber und Ruhrpott-Kultmensch Sir Hannes ist in Dortmund bekannt wie ein bunter Hund. Nebenbei verdingt sich der Mann in mehreren Bandprojekten, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Mit PHANTOMS OF FUTURE preist Hannes Dark Wave und Rock, mit HONIGDIEB inszeniert er sich als avantgardistischen Querschläger, ganz so wie eine gewisse NINA HAGEN es einst vor ihm getan hat. THE IDIOTS wiederum gelten als Ur-Gestein im deutschen Punk-Milieu, immerhin macht die Band seit 1978 von sich reden.
Kompromisslos, schnell und hart
Auf dem achten Album „König Der Idioten“ fassen sich THE IDIOTS kurz, wenn es um Schönfärberei oder Schwurbeln geht. Der Opener „Darkness“ prescht bedingungslos nach vorne und baut sich zu einem Thrash-gewordenen Hardcore-Bollwerk auf. Das folgende „Terror“ mischt sicherlich jeden Pogo-Pit ordentlich auf und klingt gleichzeitig nach TANKARD. „König Der Idioten“ bietet Thrash, Hardcore und Punk
Trotzdem kommen die Songs insgesamt extrem undeutsch rüber und würden so mancher NYHC-Band gut zu Gesicht stehen. Auf „Downtown Lover“ zeigt Sir Hannes erstmals seine abgedrehte Seite, indem er den Chorus mit charmantem Bariton veredelt. Man kann beinah von einem Ausflug in die Populärmusik sprechen. Ganz anders wird es mit dem ersten deutschen Song „Ich Bin Böse“. Schön angepisst intoniert Hannes „Liebe Ist Der Größte Krieg“.
THE IDIOTS machen es quick and dirty
Lyrisch gesehen, werden hier die ganz großen Geschütze aufgefahren. Immerhin spricht hier ein Mann, der viel erlebt hat in seinem Leben. Alleine der Titeltrack lädt zum mehrfachen Hören ein, bis die Botschaft endlich angekommen ist. „Never Give Up“ ist in gewisser Weise der Tiefpunkt der Platte. Zwar treiben THE IDIOTS einen harten Punk-Rhythmus vor sich her, klingen dabei aber allzu oft an die ollen H-BLOCKX.
Vielleicht die beste deutsche Punk-Platte der letzten Jahre
Insgesamt ist „König Der Idioten“ dick produziert und bietet solide Riffarbeit und breit angelegten Sound. Die Vorliebe der Band für SUICIDAL TENDENCIES lugt immer wieder hinter neonfarbenen Ecken hervor, gerade dann, wenn sich beim Hören die Sinne verirren. Tatsächlich muss man sich aber auf diese Mentalität einlassen. Zweifler werden Sir Hannes vielleicht vorwerfen, er sei berechnend („Psychopath“) und wiederholt sich („Proud To Be An Idiot“). All das mag stimmen, auf der anderen Seite kann man den handwerklich sehr guten Punk und den vielseitigen Frontmann ungefiltert mögen und die eigene Plattensammlung stattdessen um die vorhandenen HOSEN-Alben endlich erleichtern.
Wenn THE IDIOTS beim nächsten Mal noch ein paar Plattitüden aus ihren Arrangements streichen („Punkrock Bunny“), werden sie früher oder später die Kapitänsbinde der Punk-Nationalmannschaft überstreifen.
die Scheibe kommt erst am 03.08. auf den Markt.