Auf den Sommerfestivals hallte das anfeuernde Hu! wieder durch die Zuschauermengen, das vor wenigen Jahren von der isländischen Fußballnationalmannschaft und ihren Anhängern so imponierend inszeniert wurde. Diesmal allerdings waren es weder Isländer noch Fußballfans, die sich gegenseitig feierten, sondern eine neue Band, die zunächst mit zwei Videos von sich Reden machte, dann Festivals, wie das Rock am Ring, Rock im Park, Tons Of Rock oder Graspop wie im Sturm eroberte: Die Rede ist von THE HU, dieser vierköpfigen und live auf acht Musiker erweiterten mongolischen Band, die jetzt ihr Debütalbum „The Gereg“ vorlegt und damit der Rockmusik wieder einmal etwas Erfrischendes, Unerhörtes gibt.
THE HU stehen für Hunnu Rock mit Kehlkopfgesang und selbstgefertigten Pferdekopfgeigen
Und das ganz ohne Exotenbonus. Sicher: Beim Anblick der Band können stereotype Bilder von mongolischen Reiterkriegern aufkommen, die Bandmitglieder spielen traditionelle, selbstgefertigte Pferdekopfgeigen und –lauten, und der dargebotene Kehlgesang ist ungewöhnlich und mitunter urig. Aber all das würde nichts gelten, wenn die Musik auf „The Gereg“ nicht überzeugen würde. Dass die Stücke mitreißend sind, wissen wir seit der Festivalsaison: Wer möchte beim anfeuernden Hu! in „Wolf Totem“ oder bei „Shoog Shoog“ nicht seine Faust recken und in den Chor der Horde mit einsteigen? Und wer bezweifelt, dass die Stücke durch die Rhythmen eine hypnotische Macht entwickeln – dafür braucht es wie in „The Same“ anfangs nicht einmal Trommeln.
Aber „The Gereg“ ist mehr als das. „The Great Chinggis Khaan“ beispielsweise ist ein zunächst sanftes Stück, das sich langsam aufbaut, aber durch seine vom mehrstimmigen Kehlgesang vorgegebene Melodieführung nicht mehr aus dem Kopf weicht. „The Legend Of Mother Swan“ oder „Shireg Shireg“ überzeugen wiederum durch ihre lichte Grundstimmung und die fernöstliche Melodieführung. Nur manchmal übertreiben es die Musiker in kleinen Details, wenn wie in „Yuve Yuve Yu“ die Melodie mitgesummt wird, was wie aus einer der kitschigeren Filmmusiken von Morricone klingt. Aber das ist nichts, was der Großartigkeit auch dieses Tracks im Wege stehen würde.
Bleiben noch die genannten traditionellen Instrumente: Egal ob die Maultrommel, die sich so wunderbar zum Klang des Kehlgesangs fügt, oder die Saiteninstrumente, die sich immer wieder ungezügelt in die Höhe schrauben; sie sind bei THE HU nicht bloßes Beiwerk, sondern integraler Bestandteil der Musik. Im Gegenteil entfalten die Stücke auch ohne die im Rock traditionellen Instrumente Gitarre, Bass und Schlagzeug ihre volle Wirkmacht.
„The Gereg“ löst Begeisterung aus und bekommt einen kleinen Punktabzug
Ihr merkt schon, dass „The Gereg“ ziemliche Begeisterung auszulösen vermag. Das mag nicht jeder nachvollziehen können, erst recht, wenn es um eine metallische Komponente oder verzerrte Gitarren geht, die hier völlig fehlen. Aber wenn es eine Band schafft, über Monate hinweg ein seliges Grinsen ins Gesicht des Rezensenten zu zaubern, das auch beim ausgiebigen Hören des Albums nicht weicht, dann erscheint eine entsprechende Benotung angemessen. Einzig der etwas unspezifische Abschluss mit „The Song Of Women“ ergibt einen kleinen Punktabzug. Ansonsten ist aber „The Gereg“ ein Album mit Suchtpotential, das in der Jahresendabrechnung zu Recht weit oben stehen wird.
Mucke fetzt, Video ist behämmert 🙂
ein ganze Album mit klingonischem Kehlkopfgesang, hört sich nach einer Mutprobe an. Ich finde Video passt zum Sound….beides grausam.
Das hat nichts mit dem Fehlen von verzerrten Gitarren und so zu tun und exotische Sounds sind grundsätzlich immer willkommen, aber das hier klingt für meine Ohren schlichtweg nicht gut und dieser Kehlkopfgesang mag ja kulturelle Bedeutung haben, klingt aber trotzdem scheiße..
Ich habe das Album mittlerweile komplett gehört. Mein Eindruck: Es ist sicherlich exotisch, aber leider auch echt langweilig.