The Hirsch Effekt - Gregær

Review

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Die aktuelle Bühnenabstinenz sorgt dafür, dass diverse Künstler verschiedene Projekte realisieren, welche man sich mal für eine ruhige Zeit ausgedacht hat. THE HIRSCH EFFEKT aus Hannover bringen nach “Kollaps“, welche im Mai 2020 erschien, mit “Gregær“ eine weitere EP auf den Markt. Die Besonderheit: alle Tracks wurden mit klassischer Musik angereichert.

Gregær – Indi-Electro-Post-Punk-Metal mit klassischen Elementen

THE HIRSCH EFFEKT bezeichnen ihre Musik selbst als Indi-Electro-Post-Punk-Metal. Zu diesem Genre-Mix gesellen sich nun noch klassische Elemente, welche sie mit 17 Musikern aus Hannover arrangiert haben. “Kollaps“ und “Domstol“ sind zwei Tracks vom gerade einmal ein Jahr alten Output als Neuauflagen. Dazu gesellt sich “Natans“ vom 2017 Langeisen “Eskapist“. Wirklich neu ist “Gregær“, der sich, wie auch alle anderen Werke auf der EP, im orchestralen Gewand zeigt.

Der schon bekannte Genremix der Hannoveraner erhält mit der klassischen Untermalung noch einen weiteren, sehr speziellen, Touch. Wenn man den Opener “Natans“ mit dem Original vergleicht, fällt zunächst auf, dass die neue Interpretation eine etwas längere Laufzeit aufweist. Die klassischen Instrumente liefern einen anderen Härtegrad als verzerrte Gitarren. So kommt “Natans“ in seinem gesamten Erscheinungsbild bezüglich der Instrumente etwas weniger ruppig rüber. Die Hardcore-Passagen sind allerdings nach wie vor am Start und die komplexe Progressivität im wilden Genremix bleibt erhalten.

Die entsprechend dem Songtitel düstere, leicht depressive Stimmung von “Kollaps“ im Original verliert durch die klassischen Einflüsse etwas an Dunkelheit und Aggressivität. Die harten Übergänge werden aufgeweicht. Das Teil könnte eventuell auch in den Gehörgang von Freunden des Indierocks passen. Der einzig neue Track, “Gregær“, ist anfänglich noch recht nah an dem Sound, welchen man von der Truppe gewohnt ist. Die Vermischung des Orchesters mit den elektronischen Instrumenten ist gewöhnungsbedürftig und wirft die Frage auf, ob die Nummer eventuell auch nochmal elektronisch aufgelegt wird.

THE HIRSCH EFFEKT, glatter als sonst

Insgesamt zeigt die die EP die ungebrochene Kreativität des Trios, ist aber einfacher zu konsumieren als die Outputs vor 2020. In die Diskografie der Truppe passt die EP zu der Kurskorrektur, welche sie mit “Kollaps“ bereits in Gang gesetzt hat: die Musik wird zugänglicher. So bieten sich Vergleiche zu LEPROUS und deren Entwicklung der letzten Jahre bis zum 2019er Release von “Pitfalls“ nahezu an. Die Adresse der EP dürfte der progressiv oder alternativ orientierte Musikfan sein, welcher sich an einem wilden Ritt über Genres hinweg erfreut und auch klassischen Instrumenten aufgeschlossen gegenübersteht.

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30.03.2021

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