The Hellacopters - By The Grace Of God

Review

Mal ehrlich: Es gibt nur wenige wirklich gute Rock’n’Roll-Bands, und genaugenommen nur eine, die das Prädikat „fantastisch“ verdient hat, und das sind definitiv THE HELLACOPTERS! Die Mannen um ex-ENTOMBED-Schlagzeuger Nicke Andersson (aka Royale aka Hellacopter…) haben im kleinen Finger mehr Drive und Lässigkeit als alle TURBONEGROs, GLUECIFERs, BACKYARD BABIES und mittlerweile leider auch THE BLACK CROWES dieser Welt zusammen.
Verglichen mit ihren eigenen Maßstäben in Form von „Payin‘ The Dues“ und „High Visibility“ geht es auf dem neuesten Werk der Schweden allerdings etwas gemäßigter und mit einem stärkeren 70er-Jahre-Einschlag zu, soll heißen, die Gitarren haben zugunsten Gesang und Klavier/Hammond als auch die Härte und Rotzigkeit zugunsten der Melodien ein wenig an Prägnanz verloren. Das muss aber grundsätzlich noch kein Nachteil sein, wenn man nach wie vor in der Lage ist, wie gleich zu Beginn im Titelsong, der durchaus als legitimer Nachfolger zu „Toys And Flavors“ angesehen werden kann, ein derart unglaubliches Götterriff aus dem Ärmel zu schütteln und so selbst etwas angestaubte Zeitgenossen wie mich zum Luftgitarrespielen verführt. Ungewohnt, aber dennoch überzeugend ist auch die sentimentale Seite der Schweden in Form von „Rainy Days Revisited“, dass sich hervorragend zwischen typischen Nummern wie „It’s Good But It Just Ain’t Right“ oder „Go Easy Now“ einzufügen weiß.

Im Gegensatz zum Überalbum „High Visibility“ fehlt es einigen Songs leider an richtig zündenden Ideen, manches scheint für THE HELLACOPTERS-Verhältnisse zu beliebig („All New Low“, „Better Than You“). Nichtsdestotrotz liegt mit „By The Grace Of God“ ein Album vor, das für die oben aufgeführten Konsorten ein Lehrstück in Sachen Coolness darstellen sollte, „Grande Rock“ locker in den Schatten stellt und lediglich mit der Bürde einer extrem hohen Erwartungshaltung zu kämpfen hat.

29.10.2002
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