Wenn ich einen Wunsch (von dreien) frei hätte, würde ich gerne mit meiner Band so erfolgreich sein wie MOTÖRHEAD, trotz schwerster Jackiesucht mit Mitte 60 noch aussehen wie Anfang 40, alle zwei Jahre ein solides Album auf die Beine stellen und nebenher noch Zeit haben, zwischendurch mit meinen Kumpels 60er-Jahre Bluesrock und Rock ’n Roll zu spielen. Mit diesen Dingen gesegnet ist aber nur Lemmy, der zusammen mit Danny B. Harvey und Slim Jim Phantom schon die zweite HEADCAT-Platte auf die Beine gestellt hat.
Darauf gibts um die 28 Minuten lang zwölf knackig kurze Songs, von denen zwei selbst komponiert und der Rest Coverversionen sind. Die Originale sind von GENE VINCENT, WEBB PIERCE, LARRY WILLIAMS, JOHNNY KIDD AND THE PIRATES, EDDIE COCHRAN, CHUCK BERRY, den BEATLES, ELVIS PRESLEY, JERRY LEE LEWIS und ROBERT JOHNSON geschrieben oder interpretiert worden. Der größere Teil davon sagt den meisten unserer Leser wahrscheinlich genauso viel wie mir, woran man deutlich erkennt: Hier musiziert eine andere Generation. Und da zuzuhören, macht mächtig Spaß. Songs wie das unheimlich lässige „Shakin‘ All Over oder der Klassiker „Let It Rock“ stammen zwar zum Teil aus einer Zeit, in der selbst meine Eltern noch zur Schule gegangen sind, sind musikalisch aber immer noch aktuell und über jeden Zweifel erhaben. Das war’s dann, vielleicht abgesehen von der Eigenkreation „American Beat“, schon mit den Highlights.
HEADCAT machen nicht viel Anderes, als relativ öde Blues- und Rock n‘ Roll-Standards zu zocken, und das ziemlich unspektakulär, aber das verfehlt immerhin seine Wirkung nicht komplett. Alleine Lemmys unverkennbare, bei HEADCAT noch versoffenere Stimme ist so präsent und bluesig, dass man kaum weghören kann. Das schmissige Piano und die sympathisch verstaubt klingende, aber fantastisch gespielte Gitarre tun ihr Übriges dazu. Das macht ein in Ruhe getrunkenes Bier auf der Terrasse lang Spaß, vielleicht auch zwei, aber dann wird’s auch schon langweilig. Deshalb ist „Walk The Walk… Talk The Talk“ ein nettes Hobby echter Rockabilly-Fans, aber keine Platte, die man kaufen muss.
Na, Eddie Cochran, Chuck Berry, Jerry Lee Lewis und Robert Johnson kennt man aber eigentlich schon, oder? Die Beatles und Elvis sowieso.