„Fool’s Paradise“ ist eine höllisch charmante Platte über Frauen, Bars, Frauen und Bars – und das so amerikanisch, wie es kein Metalalbum jemals sein könnte. Schon auf dem Cover sitzt der allseits von MOTÖRHEAD bekannte Lemmy Kilmister, Fronter dieses Trios, breitbeinig und mit Sonnenbrille an einem Bartisch, auf dem eine Flasche Jack Daniel’s lungert. An der Wand hängen Fotos von Country- und Rocklegenden. Man riecht förmlich das rauchige Holz und den Bikerschweiß. Genau so klingen THE HEAD CAT. Das Teil ist zwar selbst für Rockabilly-Verhältnisse musikalisch relativ zahm, hat aber trotzdem enorm viel Eier und verkörpert eine frühe, aber ehrliche Form des Rock’n Rolls – geht also als Nebenbeschäftigung eines erschreckend agilen Metalopas glatt durch.
15 Tracks lang covern sich Lemmy und seine beiden Mitstreiter durch (zu Recht?) längst vergessene Songs, von den Beatles über Buddy Holly bis zu Johnny Cash und scheinen dabei merklich Spaß gehabt zu haben. Die Aufnahme jedenfalls hat durchaus (auch erzwungenes) Karaoke-Niveau. Lemmy kann einfach nicht singen, und er ist bedauerlicherweise nicht einer der Superstars, die damit durchkommen (so geil das bei MOTÖRHEAD auch wirkt). Das hat auch der Produzent gewusst und der Stimme einen solch perversen Schwung Reverb mitgegeben, dass die Aufnahme wie straight aus den 60ern klingt.
Dafür ist die Backingband sauber und spielt routinierten Country aus der us-amerikanischen Provinz. Dass im Grunde jeder Song von Freud und Leid mit den Damen handelt und nur die üblichen Blues-Schemata in Variationen abruft, ist beim ersten Hördurchgang noch amüsant. Beim zweiten hat man dafür nur noch ein Gähnen übrig. Das liegt auch daran, dass der Übersong dieses Genres ausgerechnet auf dieser Scheibe NICHT enthalten ist.
Ich für meinen Teil kann diesem netten Projekt zwar zumindest eine halbe Stunde fröhlicher Autofahrt abgewinnen, zu viel mehr oder viel länger taugt „Fool’s Paradise“ aber nicht. Man muss den Tatsachen schon ins Auge sehen: kein Metalfan, der wirklich bei Verstand ist, würde THE HEAD CAT kaufen. Dann empfehle ich wirklich lieber „Kiss Of Death“, die Platte killt unwesentlich mehr.
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