Als THE GATHERING auf „Mandylion“ ihren neuen Stil mit Anneke als Sängerin vorstellten war das ganze begeisternd und bezaubernd und wen die Studioaufnahmen nicht überzeugen konnten, der wurde live von der Ausstrahlung und dem kristallklaren Klang der Stimme verzaubert. So wurde ich Fan dieser Band und trällerte ihre Songs vor mir her. Mit „Nighttime Birds“ lieferte man ein ungleich perfekteres Werk ab, was gerade deshalb auf Dauer eintöniger wirkte. Das letzte Album „How to Measure a Planet?“ entfernte sich schließlich völlig vom Metal und plätscherte, verglichen mit „Mandylion“, ohne Höhen und Tiefen durch die Gegend und wirkte eher einschläfernd denn verzaubernd. Auch live konnten THE GATHERING nicht mehr überzeugen. Das Lächeln der Sängerin wirkte aufgesetzt und nicht mehr herzlich und persönlich und stimmlich war das ganze eher bedenklich denn faszinierend. Keine harmonierende Band mehr, sondern ein einstudiertes Werk. Und auch wenn THE GATHERING vor allem live über den Klee gelobt wurden stellte sich bei näherem Betrachten der Rezensenten heraus, dass sie die Band zur Zeit der „Mandylion“ nie live gesehen hatten und ihnen somit die Vergleichsmöglichkeit fehlte.
Nun stellen sie ihre „erstes“ Live-Album vor: „Superheat“. Und es muss sich bei mir nicht nur der Frage stellen ob die Band es geschafft hat auf einigen Auftritten ihre einstige Dynamik und Harmonie aufleben zu lassen, sondern auch, ob es im direkten Vergleich zu den Live-Mitschnitten auf der Single „Strange Machines“ mithalten kann, wo man sich bereits vor einiger Zeit davon überzeugen konnte, dass man Anneke auf der Bühne nicht sehen sondern auch unbeschadet hören kann. Es sei gleich gesagt: Im Vergleich zu „Strange Machines“ können diese Live-Tracks nur verlieren. Zu matschig wurde das ganze aufgenommen, so dass alle Feinheiten der Musik im Brei untergehen und zu unkontrolliert klingt die Stimme von Anneke – zumindest das bringt also der Live-Mitschnitt originalgetreu rüber. Songs wie „Strange Machines“, „Nighttime Birds“ oder „Sand and Mercury“ verlieren dadurch ihre „Fettness“ und klingen wie kleine Brüder der einstigen Songs.
Schade – denn THE GATHERING hätten mit diesem Album zeigen können, dass sie immer noch so gut sind wie früher. So bleibt nur ein „normales“ Live-Album mit den üblichen Schwächen, die bei dem dichten Sound von THE GATHERING natürlich tödlicher wirken als bei „traditionelleren“ Bands. Und wer mir hier wiedersprechen möchte, weil ihm dieses Album sehr gut gefällt, der soll bitte ein oder auch zwei Ohren auf die Single „Strange Machines“ werfen… 🙂
Ach, der Sound ist gar nicht so scheisse, aber die Songauswahl ist schwach. Die ist ja fast identisch mit "How To Measure…". Ich finde, Live Alben sollten einen Querschnitt durch die Karriere einer Band ziehen. Wer "How…" besitzt, braucht das Ding hier eigentlich nicht.