The Foreshadowing - Forsaken Songs

Review

Still war es um THE FORESHADOWING seit ihrem letzten Album „Seven Heads, Ten Horns“ im Jahre 2016. In der Zeit dazwischen warfen uns die Italiener lediglich ein paar musikalische Bröckchen hin – gerade genug, um zu zeigen, dass sie noch am Leben sind, aber für den grummelnden Fan-Magen waren diese Bissen nur etwas für den hohlen Zahn. Mit den „Forsaken Songs“ schieben die Doomster jetzt einen etwas größeren Happen nach. Aber macht der auch satt?

THE FORESHADOWING präsentieren ein kleines Sammelsurium

Der Titel winkt quasi mit dem Zaunpfahl hinsichtlich der Bestimmung des Releases: Die EP ist eine Sammlung einzelner, bisher nur digital veröffentlichter Tracks und auf „Forsaken Songs“ finden die bislang „obdachlosen“ Stücke nun ein gemeinsames Zuhause.

Der einzig neue Song und hoffentlich Vorzeichen für ein anstehendes fünftes Album ist der Opener „We The Others“ – eine unverkennbare THE FORESHADOWING-Nummer mit leichtem 80ies Einschlag. Sie offenbart unumwunden, dass die Band ihrer Soundbasis treu geblieben ist. Das römische Quartett setzt auch weiterhin auf seine wirkungsvolle Mischung aus doomigen Riffs, melodischen Leads, pointiertem Drumming, viel Keyboard und Marco Beneventos markanten Vocals. Rückblickend ließen daran schon die beiden Singles „Paranoid Boyd“ (2018) und „Memento“ (2022) wenig Zweifel.

Die „stripped Version“ (oder auch „Twilight Revival“) von „Forsaken Son“ ist eine emotionale, sehr auf den Kern des Stücks fokussierte Neuauflage des „Second World“-Tracks, reicht aber an die Ausdruckskraft der vollinstrumentierten Ausgabe nicht heran.

Mit der Coverversion des TALK TALK-Klassikers „Such A Shame“ zeigt die Band erneut ihre Liebe für die 80er, dystopische Gedankenspiele und menschliche Dilemmas. Sie hält sich nah am Original, jedoch ohne die „Pseudo-Fröhlichkeit“ des Originals. Wie schon TALK TALK greifen THE FORESHADOWING im dazugehörigen Video das literarische Thema von Luke Rhineharts „Der Würfler“ auf.

Ihr Game Of Thrones-Tribute „The Rains Of Castamere“ ist zwar mittlerweile neun Jahre alt, erzeugt aber noch immer Gänsehaut und ruft unter anderem die schaurigen Bilder der „Roten Hochzeit“ zum Ende der dritten Serienstaffel wieder in Erinnerung. Die Version der Doomster betont, vor allem aufgrund der tiefen, warmen Stimme Marco Beneventos, die unheilvolle Facette des Requiems – eine ergreifende Doom-Metal-Interpretation, die sich mit den Fassungen von THE NATIONAL oder SERJ TANKIAN messen kann.

„Forsaken Songs“ – ein Überbrückungs-Trostpflaster

THE FORESHADOWING lamentieren also noch immer subtil-hinterfragend statt mit offensiver Wut, schön gemächlich und ohne jegliche Aggression. Mit diesem Zwischenspiel bringen sie sich zumindest in Erinnerung zurück.

Um eingangs gestellte Frage zu beantworten: Nein. Natürlich stillen die „Forsaken Songs“ nicht den Hunger auf neues Material, nähren aber die Hoffnung auf selbiges. Konkrete Anzeichen größerer Band-Aktivitäten sind aktuell nicht erkennbar, einige Hinweise zwischen den Zeilen deuten aber darauf hin, dass die Chancen für ein baldiges neues Album nicht ganz so schlecht stehen.

Bevor es so weit ist, zeigen THE FORESHADOWING im Herbst erst einmal wieder Gesicht, und zwar auf einer gemeinsamen Tour mit SATURNUS und IN THE WOODS.





30.07.2023
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