Achtung, alle hinsetzen, es ist Prog-Zeit! Die Blumenkönige sind wieder da und präsentieren ihr neues Album „The Sum Of No Evil“, welches ursprünglich eigentlich schlicht „Love“ heißen sollte. Da man jedoch Assoziationen zu den alten Pilzköpfen vermeiden wollte, die vor nicht allzu langer Zeit ein ebenso betiteltes Werk mit frisch aufgearbeiteten Songs unters Volk mischten, beschloss man, den Titel zu verändern. Da aber im Endeffekt nur das zählt, was wirklich drin steckt, nämlich die Musik, betrachten wir den Titel als genehmigt und widmen uns nun dem Inhalt.
THE FLOWER KINGS haben sich besonders mit ihren letzten Alben qualitativ stetig positiv entwickelt und sich zum Glück von den etwas nervigen, wirren und teils experimentell übertriebenen Dudeleien der Vergangenheit gelöst. Zwar gibt es immer noch genug verspielten Progressive Rock der alten Schule, aber die Harmonien funktionieren mittlerweile weitaus besser als noch auf den Frühwerken der Schweden.
Nach wie vor liegen die Wurzeln der FLOWER KINGS im Progressive Rock der 70er Jahre und hier und da hört man sogar Parts, die stark an frühe GENESIS oder YES angelehnt sind, wie zum Beispiel im 13-minütigen Opener „One More Time“. Auch das auslandende Monsterwerk „Love Is The Only Answer“ zeigt in rund 24 beeindruckenden Minuten, was die Jungs so alles auf dem Kasten haben. Besonders auffällig ist hierbei, dass sich die Gesangsarbeit deutlich weiterentwickelt hat und nicht mehr so unspektakulär klingt. Früher hatte man häufig das Gefühl, dass der Gesang einfach nur Beiwerk zur Musik darstellte, was mittlerweile nun nicht mehr der Fall ist. Die Stimme ist ein gut funktionierendes und vor allem mit der Musik harmonierendes Element geworden.
Die häufig doppelstimmigen Arrangements erinnern nicht selten an YES, was an dieser Stelle ein Kompliment sein soll. THE FLOWER KINGS kopieren nicht, sondern stehen zu ihren Wurzeln und das ist auch gut so. Musik kommt aus dem Herzen und dieser Band merkt man deutlich an, an welchem Sound sie hängen.
Nach dem eher verhaltenen und durchschnittlichen „Trading My Soul“ folgt das nächste überlange Stück. Mit etwas mehr als 13 Minuten gibt es mit „The Sum Of No Reason“ eine weitere Lehrstunde in Sachen Old School Prog Rock, sehr fein. Um nicht ganz ihre frickelige und leicht abgehobene Vergangenheit zu verleugnen, haben THE FLOWER KINGS das genau 5-minütige Instrumental „Flight 999 Brimstone Air“ in die Tracklist eingebunden. Wer auf den alten, teilweise recht experimentellen Kram der Band steht, dürfte voll und ganz aus seine Kosten kommen, ich allerdings finde, dass das Stück nicht wirklich zum restlichen Material passt. Entschädigung dafür folgt aber gleich mit dem 12-minüter „Life In Motion“, das wieder die eigentliche Linie des Albums auffängt und gekonnt zu einem würdigen Abschluss führt.
„The Sum Of No Evil“ dürfte für alle Liebhaber des 70er-Jahre-Prog eine kleine Offenbahrung darstellen, und all jene, die gerne mal hören möchten, wie es richtig gemacht wird, sollten sich einmal mit den FLOWER KINGS beschäftigen. Diese Band hält nach wie vor die Fahne des ursprünglichen Progressive Rock hoch, zitiert auch gerne mal alte Helden ohne aber eins zu eins zu kopieren. Mit viel Herzblut und ebenso viel Spielfreude. So wird’s gemacht!
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