The Flight Of Sleipnir - Saga

Review

Völlig zurecht durfte man über die knappe Spielzeit von „Essence Of Nine“ enttäuscht sein. Ob sich THE FLIGHT OF SLEIPNIR diese Kritik zu Herzen genommen haben, vermag ich an dieser Stelle natürlich nicht eindeutig zu sagen. Fakt ist jedoch, dass „Saga“ mit gut einer Stunde Spielzeit erfreulich üppig bestückt ist.

Eine grundlegende Kurskorrektur sollte von dem amerikanischen Duo definitiv nicht erwartet werden, warum auch?! THE FLIGHT OF SLEIPNIR haben ihren Stil schon lange gefunden, verfeinert und zu einem sehr eigenständigen Erlebnis perfektioniert. „Saga“ trifft dementsprechend auch komplett ins Schwarze. Mit seiner eher ruhigen Grundausrichtung tritt das vierte Album dann ohne große Umschweife in die Fußstapfen seines direkten Vorgängers und verzichtet auch nicht auf wenige Ausflüge in härtere Gebiete. Fast schon charakteristisch ist es, dass es eher die ruhigen, anmutigen Stücke sind, die nach und nach ein an Suchtverhalten grenzendes Bedürfnis nach der Repeat-Taste entfachen. Gefühlvoll, beinahe zärtlich entwickeln die traurigen Melodien eine grenzenlose Intensität, die ihresgleichen dieser Tage fast vergeblich sucht. Auch das bereits bekannte Wechselspiel aus erhebenden Clean Vocals und bissigem Geschrei sorgt für den einen oder anderen Gänsehautschauer. Unerwartet reißen spärlich platzierte Uptempo-Parts aus der verträumten Stimmung (z.B. „Demise Carries With It A Song“). Aber unpassend wirkt auch das nicht.

Ganz im Gegenteil liefern diese Passagen kurze Momente der Besinnung, die ein zu schnelles Versinken verhindern. Denn die Gefahr dafür besteht von Beginn an. „Saga“ zielt darauf ab, sich mit seiner allumfassenden, ja beinahe trägen Atmosphäre schwer auf die Schultern des Hörers zu setzen. Bestechend ist zudem, wie wirkungsvoll THE FLIGHT OF SLEIPNIR gerade in den komplett ruhig und bedächtig gehaltenen Songs agieren. Mit einem an Perfektion grenzenden Feingefühl sorgt das Duo auch mit minimalistischen Mitteln für ein unsagbares Hörerlebnis. „Heavy Rest The Chains Of The Damned“ und „The Mountain“ sind hierbei die ganz besonderen Leckerbissen der Scheibe. Ebenso in den Reigen der Highlights reihen sich das kraftvolle und von einem bestechendem Lead durchzogene „Harrowing Desperation“ sowie das in seinen stärksten Momenten zerbrechlich wirkende Abschlussstück „Epilogue“.

Doch es ist fast schon ein Frevel, „Saga“ auf nur ein paar Highlights zu limitieren. Zwar agieren THE FLIGHT OF SLEIPNIR weitaus besonnener als in der Frühphase ihrer Schaffenszeit, doch an Emotionalität haben sie deshalb keineswegs eingebüßt. Zielsicher manövriert das Duo den Hörer durch ihre musikalische Welt, sorgt für epische Momente und ergreift den Hörer eher schleichend als im Sturm, dafür aber umfassender und vor allem nachhaltiger. Besser als mit „Saga“ kann ein Jahr kaum beginnen. THE FLIGHT OF SLEIPNIR schaffen es problemlos, die Qualität ihrer Vorgängeralben zu halten oder genauer noch auszubauen – das sogar über eine Stunde. Hier ist es leicht, sich vor den künstlerischen Fähigkeiten der beiden sowie dem Anmut des ganzen Albums zu verneigen… .

01.02.2013

Chefredakteur

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