The Firstborn - The Noble Search

Review

Die Portugiesen THE FIRSTBORN begannen einst als FIRSTBORN EVIL, eine lupenreine Black-Metal-Band, die weder vor bösen Pseudonymen noch vor gruseligem Corpsepaint zurückschreckte. Nach einem Album orientierte sich die Band aber neu und folgerichtig kürzte man den Namen auf THE FIRSTBORN. Für ihr letztes Album „The Unclenching Of Fists“ von 2005 erarbeitete die Band ein komplexes lyrisches Konzept, das sich mit der Buddhistischen Philosophie beschäftigte, und zahlreiche zusätzliche Instrumente hielten Einzug in den Soundkatalog der Portugiesen.

Als Metal/Ethnic-Mischung kategorisiert ihre Plattenfirma heute die Musik auf ihrem neuesten Werk „The Noble Search“, und das trägt dem Umstand Rechnung, dass dort diesmal einige hochklassige Sessionmusiker zu hören sind: Während Percussionist Vorskaath von der griechischen Band ZEMIAL auf allen Tracks seine Künste beisteuert, ergänzt Luís Simões (SATURNIA) mit seinem Sitarspiel die bisweilen komplex gewebten Klangteppiche. Im Vocalbereich konnte die Band zudem Hugo Santos von PROCESS OF GUILT und Proscriptor McGovern (ABSU) anheuern, der auf dem Track „Flesh To The Crows“ vertreten ist.

Musikalisch merkt man heute vergleichsweise selten, dass THE FIRSTBORN einst als Black-Metal-Band begonnen hat: Zumeist werden die Tracks von komplexen, tribalen Drumpatterns, rockenden Riffs und offenen Akkorden geprägt. Dabei fällt aber auf, dass sich die Band keinerlei Grenzen auferlegt, abgesehen vielleicht vom kompletten Fehlen synthetischer Klänge. Aber weder Blastbeats noch verschiedenste Stimmlagen werden ausgespart. Das klingt manchmal wie neuere MOONSPELL ohne den Bombast oder HEAVENWOOD ohne die Gothic-Anleihen, wobei aber diese Referenzen nur unter Vorbehalt gelten können.

Die genannte Vielseitigkeit des Songmaterials hat jedoch auch eine Schattenseite: Was anfangs fehlt, sind die Ankerpunkte für den Hörer – nur selten heischt eine Melodie oder überhaupt eine Textzeile um Aufmerksamkeit. Und das löst sich erst nach mehrmaligem Hören langsam auf. Wobei: „In Praise Of Reality“ ist durch sein Eingangsriff vergleichsweise zupackend. Dabei ist es eigentlich äußerst sympathisch, was die fünf Portugiesen dort vom Stapel gelassen haben: Vielseitigkeit und Offenheit für neue Wege, und das alles verpackt in ein Soundgewand, das dem organischen Charakter der Stücke gerecht wird. Nicht zuletzt agiert die Band spieltechnisch auf einem erfreulich hohen Level (vor allem der Drummer scheint mehr als nur jeweils zwei Arme und Beine zu haben, derart komplex und differenziert ist sein Spiel). Unter dem Strich ist „The Noble Search“ ein Album geworden, das ziemlich sperrig ist und sich erst nach und nach dem Hörer offenbart – es erfordert Zeit, die vielleicht nicht jeder bereit ist, aufzubringen.

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24.02.2009

- Dreaming in Red -

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