The Firstborn - Lions Among Men

Review

THE FIRSTBORN sind eine musikalisch äußerst aufgeschlossene Band, und ihre bislang erschienenen Alben waren genauso ambitioniert – angefangen bei den Lyrics, die sich mit der buddhistischen Philosophie beschäftigten, bis hin zu komplexen Songstrukturen, die sich erst nach mehrmaligem Hören erschließen. Ihre Plattenfirma etikettierte das letzte Werk der Portugiesen, „The Noble Search“ von 2009, daraufhin als Metal/Ethnic-Mischung, was dem Umstand Rechnung trug, dass darauf diverse Percussionelemente und eine Sitar ihren festen Platz hatten.

Und daran hat sich auf dem neuen, mittlerweile vierten Album, „Lions Among Men“, grundsätzlich nichts geändert: Die Sitar gibt es immer noch, häufig geschickt verwoben mit den offenen Gitarrenakkorden. Dazu gesellt sich heiserer, raunender, manchmal beschwörend flüsternder Gesang – hier zeigt sich noch am ehesten die Vergangenheit der Band im Black-Metal-Kosmos. Auch nichts geändert hat sich bei den komplexen Arrangements – die sieben Songs auf dem Album pendeln sich folgerichtig zwischen sechs und neuneinhalb Minuten Länge ein. Das Schöne dabei: Die Stücke werden mit jedem Hördurchgang eindringlicher und geben erst nach und nach alle ihre Details preis. Beim ersten Hören ist es eher eine Ahnung, dass „Lions Among Men“ ein besonderes Stück Musik ist – zu undurchdringlich erscheinen die Songstrukturen, einen Refrain wird man auf dem Album vergeblich suchen, und Melodien sind auf dem Album eher sporadisch eingestreut. Wahrlich ein schwerer Brocken, für den man etwas Geduld aufbringen muss.

Mit jedem weiteren Durchlauf wird die Musik aber zupackender, spannender und majestätischer – dann verwandelt sich das Album in einen mitreißenden Fluss, und dann enthüllen Songs wie „Without As Within“ oder „Vajra Eyes“ ihre ganze Klasse. Hier sind es vor allem die feinen Harmonien und die stampfenden Rhythmen, die mit zunehmender Spieldauer nahezu unbemerkt immer komplexer werden. Und gerade zum Schluss dreht die Band so richtig auf: „Eight Flashing Lances“, „Nothing Attained, Nothing Spoken“ und schließlich das instrumentale Finale Grande „Sounds Liberated As Mantra“ (äußerst passender Songtitel) sind schlicht hypnotisch. Übrigens etwas, was ich – trotz der ganz ähnlichen musikalischen Herangehensweise – auf dem Vorgängerwerk immer ein wenig vermisst habe. Dass „Lions Among Men“ so wunderbar funktioniert, dürfte aber auch am Sound liegen, denn das Album klingt einfach gut: Differenziert, klar und organisch. Kurzum: wer nicht verbissen an irgendwelchen Szenekonventionen festhält, sondern auch ungewöhnlichen Einflüssen gegenüber offen ist, wird mit „Lions Among Men“ mit einem fulminanten Album belohnt.

23.03.2012

- Dreaming in Red -

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