The Fall Of Every Season - Amends

Review

Grau Records aus dem beschaulichen Schwabenland hat sich mittlerweile nicht nur als feste Größe in der deutschen Mailorder-Landschaft etabliert, sondern über die Jahre auch zum Label mit einem kleinen aber feinen und vor allem konsistent ausgerichteten Portfolio gemausert. Betreiber Thomas Wahl ließ es dabei eher gemächlich angehen und scharrte mit FUNERAL, PANTHEIST, MOURNING BELOVETH, FALL OF EMPYREAN und LONGING FOR DAWN langsam aber stetig ausnahmslos Vertreter death-doomiger Musizier- und Dichtkunst zusammen, die mit drei, vier oder auch mal fünf Jahren zwischen zwei Releases ebenso ein eher schleppendes Tempo vorlegen. Spitzenreiter in dieser Disziplin und somit perfekt ins Beuteschema passend ist das Ein-Mann-Projekt THE FALL OF EVERY SEASON,…

…das bislang nur mit dem 2007er Debut „From Below“ einem ausgewählten Hörerkreis bekannt sein dürfte und erst jetzt das Zweitwerk „Amends“ folgen lässt. In abermals fünf größtenteils überlangen Songs kredenzt Multiinstrumentalist Marius Strand atmosphärischen Doom, der über die Jahre hinweg merklich gereift ist. Von einer Abkehr von der ursprünglichen Linie zu sprechen wäre zwar zu viel des Guten, noch immer dominiert das Wechselbad aus voluminösem, growligem Death Doom  und folkloristischen Passagen aus Akustik-Gitarren, Piano und getragenen Clean Vocals, durchsetzt von langgezogenen Leads und Harmonie-Gesängen. Dennoch macht schon der Opener „Sole Passenger“ schnell klar, dass sich das Klangspektrum Strands verschoben hat. „Amends“ wirkt weitaus weniger leichtfüßig als sein Vorgänger, ist dichter gestrickt, wiegt schwerer und agiert insgesamt wütender und verbitterter als das fortwährend mit melancholischer Romantik kokettierende „From Below“. So ist es nicht verwunderlich, dass der progressive Touch, der THE FALL OF EVERY SEASON häufig scheinbar nur behelfsmäßig als von ANATHEMA und OPETH stammend angedichtet wird, zwar noch immer verwoben wird, dies aber subtiler geschieht; wenn auch nur punktueller werden viel häufiger Assoziationen mit der Wucht und Verzweiflung der mächtigen RAPTURE geweckt.

Dass jene weitaus zugänglicher sind als THE FALL OF EVERY SEASON, mag der Kürze ihrer Songs vermutlich aber ihrem einzigartigen Songwriting-Händchen geschuldet sein. Selbiges darf Marius Strand nicht abgesprochen werden. Die Kehrseite der Schwerverdaulichkeit von „Amends“ ist jedoch, dass, wenn auch schon „From Below“ fernab jeglicher Affinität zu Wiederholung war, der Verzicht auf fast jegliches Repetitive in einem Riff- und Strukturdickicht mündet, das beizeiten nur schwerlich zu durchdringen ist und suggeriert, hier wäre Eingängigkeit (immerhin sind wir hier nicht im Funeral Doom) dem Maximum an Abwechslungsanspruch zum Opfer gefallen. Einen mit so schwerem Herzen vorgetragenen, verträumt-melancholischen Abschluss wie „Her Withering Petals“ auf „From Below“ hat Marius Strand leider nicht untergebracht.

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22.02.2013

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