The Faceless - Autotheism

Review

THE FACELESS sind – das dürfte sich mittlerweile herumgesprochen haben – nichts für schwache Nerven. Und so verwundert es nicht, dass die Kalifornier nach dem äußerst komplexen und verfrickelten „Planetary Duality“ auf ihrer neuen Platte „Autotheism“ trotz eines nahezu kompletten Line-Up-Wechsels ihren Weg konsequent weiter gehen. Das bedeutet konkret: abgedrehte Songstrukturen, schräge Sounds und völlig eigenwillige Gitarrenarbeit auf technisch allerhöchstem Niveau. Der Albumtitel ist übrigens der religiösen Theorie entlehnt, sein eigener Gott zu sein. Das passt ins Bild – hat man bei THE FACELESS doch hin und wieder das Gefühl, den bizarren Ideen der Kalifornier als Normalsterblicher kaum noch folgen zu können.

Andererseits gibt es auf „Autotheism“ auch viele Passagen, in denen es das Quintett etwas gemäßigter angehen lässt. Die ersten anderthalb Minuten von „Deconsecrate“ beispielsweise klingen eher wie klassischer Prog Rock, und die ausgedehnten Solo-Parts gegen Ende des Tracks könnten in dieser Form auch auf einem PORCUPINE TREE-Album zu hören sein. Der letzte Song „In Solitude“ wiederum erinnert mit seinen Gitarren-Arrangements den Clean-Vocals stark an OPETH, während das groovige „Accelerated Evolution“ immer wieder durch eingängige Gesangsmelodien und melodisches Riffing aufgelockert wird.

Bei wem nun der Eindruck entstanden ist, die fünf Kalifornier hätten sich mittlerweile dem Weichspüler-Metal verschrieben, dem sei gesagt, dass der Fünfer seinen typischen Trademarks natürlich nach wie vor großen Raum einräumt. „Emancipate“ überzeugt mit anspruchsvollem Highspeed-Riffing und fiesen Growls, das chaotisch-abgedrehte „The Eidolon Reality“ bietet verspielt-technische Gitarrenhooks, schiefe Zählzeiten und rasende Blastbeats – und das superschnelle „Hymn Of Sanity“ serviert in weniger als zwei Minuten alles, was das Tech-Death-Metal-Herz begehrt. Lediglich das schleppende „Hail Science“ kann das Niveau nicht ganz halten, vielmehr wirkt der Song wirkt im Vergleich zu den sehr ausgetüftelten restlichen Tracks etwas uninspiriert.

THE FACELESS beweisen mit „Autotheism“ erneut ihre herausragenden musikalischen Fähigkeiten und liefern ein Album ab, welches vor allem für anspruchsvolle Hörer und Theoretiker ein gefundenes Fressen bietet. Dass es dem Quintett nicht darum geht, sich mit Hits der Metal-Gemeinde anzubiedern, dürfte auch klar sein. Vielmehr wollen die Kalifornier die Grenzen des Machbaren immer weiter ausreizen und dabei vermeiden, gängige Klischees zu bedienen. Man kann es mögen oder auch nicht – rein objektiv betrachtet ist „Autotheism“ dennoch die bislang vielseitigste THE FACELESS-Platte – sowie schlichtweg eine sehr gute, ausgereifte Leistung.

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30.08.2012

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1 Kommentar zu The Faceless - Autotheism

  1. moosegrinder sagt:

    Absolutes Wahnsinnsalbum .. und heißer Anwärter auf das Album des Jahres!
    Geniale Verbindung aberwitziger Technik und großer Gefühle und Melodien. Besser gehts einfach nicht!

    10/10