Hinter THE EXPLODING EYES ORCHESTRA stecken fünf Siebtel der Belegschaft von JESS AND THE ANCIENT ONES – und bevor jemand zur Frage anhebt, ob denn Sängerin Jess mit von der Partie ist: Ja, ist sie. Somit wäre ein Großteil der Gemeinsamkeiten geklärt, wohingegen THE EXPLODING EYES ORCHESTRA musikalisch andere Wege gehen, jedenfalls nach offizieller Lesart. Demnach enthält das schlicht römisch „I“ betitelte Debütalbum nach Bandaussage jene Songs, die Gitarrist Thomas Corpse für JATAO nicht verwenden konnte oder wollte.
Jetzt ist es allerdings nicht so, dass sich beide Bands extrem voneinander unterscheiden würden – dafür sind der Gesang und der musikalische Background zu ähnlich. Man könnte es auf den Nenner bringen, dass JESS AND THE ANCIENT ONES stärker vom traditionellen Heavy Metal beeinflusst sind, während THE EXPLODING EYES ORCHESTRA für okkult und psychedelisch angehauchten Rock stehen, vermehrt mit nicht verzerrten Gitarren, Piano und bluesigen Leads arbeiten („My Father The Wolf“) und Sängerin Jess größere Freiräume lassen („Drawing Down The West“).
Die Musik auf „I“ ist also ruhiger, aber nicht minder psychedelisch, vielleicht sogar noch mehr: Der treibende Opener „The Smoke“ jedenfalls atmet mindestens die Essenz von Würztabak. Übrigens ist das Stück neben „Two-Zero 13“ und dem genannten „Drawing Down The West“ einer von genau drei echten Höhepunkten. Womit wir bei dezenter Kritik angelangt sind: Die Songs sind durchgehend gefällig und gehen gut ins Ohr, nur manchmal verlieren sie sich zu sehr in Schnörkeln und Verzierungen und sind einfach nicht fokussiert genug komponiert („Crazy Heart“, „Farewell To All-In-One“).
Jetzt mag man das wegen des liebenswert psychedelisch-okkulten Sounds und der wie immer charmanten Stimme von Frontfrau Jess weniger dramatisch finden, und das Album hat ja durchaus seine Höhepunkte. Bei einer Spielzeit von knapp über 41 Minuten fällt das aber schon ins Gewicht. Und gerade da schon ein zweites Album von THE EXPLODING EYES ORCHESTRA für Anfang 2016 in Planung ist, hätte man sich gewünscht, dass auf „I“ durchgehend Gänsehautmomente verewigt worden wären. So ist „I“ immerhin ein ordentliches, aber nicht umwerfendes Album geworden.
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