The Dillinger Escape Plan - One Of Us Is The Killer

Review

Die Chaos-Frickler THE DILLINGER ESCAPE PLAN haben sich in den vergangenen Jahren als absolute Referenzband im Bereich des kopflastigen und abgedrehten Extrem-Metals etabliert. Jetzt legt der Fünfer aus New Jersey mit „One Of Us Is The Killer“ das nunmehr fünfte Studioalbum nach. Und auf dem toben sich die Mannen um Fronter Greg Puciato wieder einmal in ihrer Lieblings-Disziplin aus: dem Überraschungsmoment. Denn neben den mittlerweile für die Band typischen, abgedrehten Mathcore-Parts hält das neue Werk auch einige neue und unerwartete Klänge bereit.

So klingt „Prancer“ – der Opener der Platte – zu Beginn noch sehr charakteristisch und vertraut: Wütende, scheinbar willkürlich platzierte Gitarren-Ausbrüche (ob man sich dafür der berühmten MESHUGGAH-Telefonbuch-Methode bedient hat?) und heißeres Geschrei leiten den Track ein, der in der Folge dann allerdings merklich grooviger und zäher daherkommt, bevor bei den verschroben-melodischen Harmonien im Mittelteil schließlich sogar Erinnerungen an THE MARS VOLTA aufkeimen. Das anschließende „When I Lost My Bet“ wartet dann erneut mit rhythmisch verkorkstem Anfangspart auf, und auch insgesamt geht es hier über weite Strecken wesentlich wüster und chaotischer zu Werke als noch zuvor – ein Song, der in dieser Form auch auf einem der früheren Langspieler hätte stehen können.

Der Titeltrack, an dritter Stelle platziert, markiert dann die erste Zäsur des Albums. Die Nummer überrascht mit sphärischen Clean-Gitarren, melodisch-eingängigem Refrain und einer recht simplen Struktur. Das Bemerkenswerte daran ist vor allem, dass THE DILLINGER ESCAPE PLAN auch im rockig-balladesken Gewand eine beängstigend gute Figur abgeben – eine Tatsache, die sich auf den vergangenen Releases zwar mehrfach angedeutet hat, in dieser Form für mich aber noch nicht zweifelsfrei zementiert war. Und konsequenterweise gibt es auch in den anschließenden Songs immer wieder zurückhaltendere, zugängliche Parts, beispielsweise im abwechslungsreichen „Nothing’s Funny“ oder bei „Paranoia Shields“, bei dem sich – so man will – stellenweise INCUBUS-Parallelen erkennen lassen. Aber keine Sorge – zwischendurch wird natürlich auch standesgemäß geschrotet, so beispielsweise im über weite Strecken rasend-komplexen „Magic That I Held You Prisoner“ oder dem mächtig walzenden „Crossburner“.

„One Of Us Is The Killer“ ist letztlich eine sehr reife und unglaublich versiert dargebotene Platte, mit der THE DILLINGER ESCAPE PLAN der Konkurrenz wieder einmal vor Augen führen, warum sie zurecht dort oben auf dem Mathcore-Thron sitzen. Ich behaupte sogar, dass die US-Amerikaner auf diesem Album so etwas wie den perfekten Spagat zwischen technischem Irrsinn und melodischer Zugänglichkeit hinlegen – unbedingt antesten!

16.05.2013
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