The Devin Townsend Band - Synchestra

Review

Die Ruhe nach dem Sturm. Friedvoll und beschaulich. Das Durchatmen nach einem gewaltigen Lärmorkan mit Namen „Alien“. Das musikalische Durchschnaufen hört auf den Namen „Synchestra“ und ist das neueste Lebenszeichen des kanadischen Metal-Professors Devin Townsend. Die Ruhe vor dem nächsten Sturm; die Mannen um Devin basteln schon fleißig an Songs für das STRAPPING YOUNG LAD-Album.

„Ich brauchte Zeit des Lichtes, um auch das Dunkel aufnehmen zu können und umgekehrt. THE DEVIN TOWNSEND BAND ist deshalb so etwas wie die Antithese zu SYL. ‚Synchestra‘ hätte ich ohne ‚Alien‘ nicht schreiben können“, erklärt der Großmeister. War „Alien“ noch geballte Aggressivität, ist „Synchestra“ ein Sammelsurium von abgedrehten Ideen, traumhaften Melodien und 14 grandiosen Songs zum Zurücklehnen und Genießen.

Das mittlerweile sechste Soloalbum reiht sich perfekt zu seinen Vorgängern ein und lässt sich am ehesten mit dem 2001er Geniestreich „Terria“ vergleichen, übertrifft diesen aber hinsichtlich des Facettenreichtums. „Let It Roll“ öffnet die Tür in die relaxte Welt von Mr. Townsend und seinen Mitstreitern. Akustikgitarren und eine fast schon kitschig-poppige Melodieführung können den beinhartesten Metaller zu Tränen rühren. Mit „Triumph“ folgt nach einer kurzen Einführung das erste Highlight der Platte. Leichtfüßig, beinahe heiter verführt der Song zum Träumen, das verspulte Gastsolo von Steve Vai besorgt einem den Rest. Ebenso abgefahren ist die kurze Western-Einlage im nächsten Höhepunkt, dem „Babysong“. Bei diesem Song kann man die gute Laune fast schon greifen, die Devin beim Schreiben dieses Albums hatte. Laut eigener Aussage ist dafür seine Familie verantwortlich, mit der er sehr viel Zeit verbrachte und die ihm Kraft gab.

„Im Grunde haben wir es hier von Anfang bis Ende mit einem einzigen Song zu tun“, so Devin. Hmm,ein eindeutiges Jein! Jeder Track steht zwar einzeln für sich, trotzdem wirkt „Synchestra“ wie aus einem Guss, weshalb man die Aussage des Meisters schon so stehen lassen kann. Untermauert wird dieser Eindruck durch die Hinleitungen zu den Songs. Diese Stücke sind nicht als Songs im typischen Sinne zu sehen, sondern dienen eher der Vorbereitung auf den eigentlichen Song. So auch das grandiose Doppelpack „Vampiria/Vampolka“: Zuerst eine beschwingliche Polka, gefolgt vom untypischsten Song des Albums.
Im folgenden könnte ich noch seitenlang über die einzelnen Tracks schreiben, werde aber mit dem Vorstellen des letzten Song dieses Review in eine überschaubare Länge pressen. Dieser letzte Song fasst die gute Laune seiner Vorgänger perfekt zusammen und treibt es mit eine Devin-typischen Augenzwinkern auf die Spitze. „Sunshine And Hapiness For All“ fordert der Madman, musikalisch in ein 80er-Rock-Korsett gezwängt. Einfach nur geil und gute Laune pur!

„Synchestra“ erscheint übrigens auch in einer Special Edition mit erweitertem Booklet und einer 74-minütigen DVD mit einem Studio-Live-Gig. Vorbildlich! Fazit: „Synchestra“ reiht sich nahtlos in Devins Solodiskographie ein und bietet 65 Minuten Musik zum Träumen und Fallenlassen. Lasst euch dieses Stück intelligenter und abgedrehter Musik auf keinen Fall entgehen. Jetzt fehlt nur noch die Live-Umsetzung auf deutschen Bühnen! Let it roll!

15.02.2006
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