Die amerikanische Metalcore-Band THE DEVIL WEARS PRADA hält offensichtlich nichts von Stillstand und präsentiert sich auf ihrem mittlerweile siebten Album „Transit Blues“ ausgesprochen beweglich, ohne dabei auf ihre lieb gewonnenen Trademarks zu verzichten. Schon der Opener „Praise Poison“ leitet mit kunstvollem Stockgeklapper ein und steigert sich im polyrhythmischen Zusammenspiel mit Gitarre, Bass und Drums in einen packenden ersten stark groovenden Song, der Lust auf mehr macht.
THE DEVIL WEARS PRADA spielen auch auf „Transit Blues“ sicherlich keinen Metalcore von der Stange und fügen darüber hinaus auch in kleine Mengen Keyboards und Synthesizer bei, die niemals stören, sondern durchweg zweckdienlich bis überaus bereichernd sind. Hit-Refrains können ganz selbstverständlich neben trickreichen Gitarren existieren und noch dazu kommen die meisten Lieder mit einer angenehm kurzen Spieldauer und somit ohne Längen aus. Auch die Breakdowns sind penibel abgezählt und finden nur dann ihren Platz, wenn es passt.
Die Mischung macht’s
Es geht nicht durchweg flott zu auf „Transit Blues“. Songs wie „Lock & Load“ und „Flyover States“ präsentieren die dunkle Seite, halten die Dynamik der Platte und lassen die Waagschale gen Post-Metal sinken. Wirklich sehr schade, dass Drummer Daniel Williams die Band gerade verlassen hat, denn gerade er war maßgeblich für den Druck und die kreativen Spitzen verantwortlich. Der Mann wird sicherlich ganz schnell eine neue Wirkungsstätte finden. Aber auch die anderen Musiker lassen sich nicht lumpen und liefern allesamt Höchstleistung ab.
Kunstvolle Fingerspinnen krabbeln im Titelsong emsig über die Gitarrenhälse, es drückt und groovt an jeder Ecke und darüber hinaus gibt es auch immer wieder eine Neues zu entdecken. Einen richtigen Stinker gibt es auf „Transit Blues“ auch nach mehreren Durchläufen nicht aufzuspüren. Es sind eher Kleinigkeiten, die stören. Intro und Refrains von „The Condition“ sind etwas schwammig, „The Key Of Evergreen“ und „Submersion“ jonglieren etwas zu doll mit Pathos und Trommelwirbel, das waren dann aber auch schon die wesentlichen (subjektiven) Kritikpunkte. Ansonsten bewegen sich THE DEVIL WEARS PRADE mit „Transit Blues“ durchweg deutlich über Standard.
I don’t mosh in your church, so don’t pray in my pit?!
THE DEVIL WEARS PRADA sind eine christliche Metalcore-Band, was man in den Texten zwar ab und an hören kann, aber niemals in einen offensichtlichen missionarischen Angriff eskaliert. Im Gegenteil – Mike Hranica hat auf „Transit Blues“ einige sehr packende Textzeilen untergebracht und gesteht diesen im Vortrag auch den entsprechenden Schmackes zu („Move along now, you’re next, this line won’t wait for us…“). Besonders löblich im Metalcore ist die vermehrt eingesetzte Variante dem harschen Gesang nicht nur durch (weichgespülten) Klargesang, sondern durch emotionalen Sprechgesang einen Gegenpol zu bieten. Auch THE DEVIL WEARS PRADA werten Songs wie „Lock & Load“, „Home For Grave Pt. II“ und „Flyover States“ damit auf, auch wenn auf „Transit Blues“ nicht komplett auf Klargesang verzichtet wird. Das stimmliche Duell wirkt am besten, wenn Mike und Jeremy gleichzeitig ihren Stil vortragen („Worldwide“). „Transit Blues“ ist eine weitere bemerkenswerte Platte, von einer Band, die stets kämpft und in diesem Fall ganz klar gewonnen hat. Tendenz nach oben!
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