The Devil's Blood - The Thousandfold Epicentre

Review

THE DEVIL’S BLOOD wollen es nicht jedem recht machen. Für viele Metal-Hörer zu soft, für die meisten Hard-Rocker zu abgedreht. Trotzdem wirft man der Band immer wieder vor, sie seien überschätzt und zu ihrem Image hochgepuscht. Mit dieser Argumentation würde man zwar so an die neunzig Prozent der Black Metal Klassiker zu stümperhaften Demo-Tapes degradieren, doch kann es auch nicht schaden, diesem Vorwurf nachzugehen. Dies macht man am besten nach dem Wunschprinzip des Bandchefs Selim Lemouchi – indem man alles Äußere ausblendet und allein die Musik für sich sprechen lässt.

„The Thousandfold Epicentre“ reiht sich nahtlos an seinen erfolgreichen Vorgänger an. Die Richtung ist sehr melodischer Hard Rock mit hohem Frauengesang, einer erdigen Produktion und viel Liebe für das Detail. Psychedelische Elemente werden diesmal verstärkt betont und ausgereizt. Die Niederländer spielen bewusst mit dem Kontrast aus atmosphärischen, teils zermürbenden und sogar anstrengend zu hörenden Parts und eingängigen, geradeaus stampfenden 4/4 Takt Songs mit einer großen Dosis Pop-Appeal (‚The Madness Of Serpents’). Dabei bestehen die ersten zwei Drittel des Albums fast schon aus eingängigen „easy-listening“ Kompositionen, oder anders ausgedrückt – Hits. Da wird auf einem einfachen Rock-Riff herumgeritten und hält sich auch sonst recht konservativ an dem Strophe-Refrain-Strophe Muster (On The Wings Of Gloria, Die The Death). Doch damit ist natürlich nur der formale Rahmen des Songs umschrieben. Denn die Musik von THE DEVIL’S BLOOD lebt einerseits von ihrer an JEFFERSON AIRPLANE erinnernden Atmosphäre, wozu die Vocals einen großen Teil beitragen, andererseits aber auch von ihrer reichhaltigen Verzierung. Kaum ein Takt, in dem im Hintergrund nicht dezent soliert wird, eine Harmonie sich unauffällig verschiebt, oder eine Melodie eine unerwartete Wendung nimmt. Hier und da meint man tatsächlich, Dinge wahr zu nehmen, die gar nicht erklingen – eine großartige Leistung.

Keine Frage – auch dieses Album hat so seine Längen, die zu überhören schwer fällt. Euphorie reiht sich nicht an Euphorie und es erfordert teilweise Konzentration, sich in die Stücke reinzuhören – trotz ihrer scheinbaren Eingängigkeit. Ein Paradoxon, welches dadurch erklärt wird, dass das Album als Ganzes für sich steht und sich daher auch einen gewissen Spannungsbogen erlaubt, welcher die Dynamik hier und da drosselt. So zu hören auf dem Klavierstück „Everlasting Saturnalia“.

Man muss THE DEVIL’S BLOOD nicht mögen und ihre Musik wird auch mit diesem Werk die Meinungen spalten. Allerdings sollten die Kritiker bedenken, dass diese Band trotz Parallelen zu der momentan vorgepredigten „Retrowelle“ ein völlig eigenständiges Ding durchzieht. Und dieses besteht aus so unterschiedlichen Einzelteilen wie Arsch tretendem Hard/Blues-Rock, wunderschönen MAIDEN-Leads, einer begnadeten Sängerin, LSD-geschwängertem Psychedelic, Stoner Rock, Epik, Düsternis, einer alles verbindenden Vision und vor allen Dingen aus Musikern, die mit Herzblut für diese Vision einstehen. Aber am besten folgt ihr einfach dem Rat von Selim und bildet euch eine eigene Meinung.

05.11.2011
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