Das ist es nun also: Das Abschlusswerk der Ausnahmekapelle THE DEVIL’S BLOOD. Obwohl sich die Truppe um Mastermind und Dauerprovokateur Selim Lemouchi (S.L.) bereits Ende Januar 2013 aufgelöst hat, erscheint „III: Tabula RasaOr Death And The Seven Pillars“, quasi posthum, auf dem Qualitätslabel Ván Records.
Dabei hinterlässt „III: Tabula Rasa…“ einen bitter-süßen Geschmack. Das Material war eigentlich noch nicht veröffentlichungsreif, die Auflösung der Band fiel mitten in die Zeit der Vorproduktion. Entsprechend unausgereift produziert klingen auch die Songs – mit Ausnahme von zwei Songs kommt ein Drumcomputer zum Einsatz, zudem fehlt der Instrumentierung und insbesondere dem Gesang noch einiges an Tiefe. Doch obwohl der Feinschliff ausfallen musste, merkte S.L. zu dieser Veröffentlichung zu Recht an, dass dies keine „Resteverwertung“ darstelle, sondern vielmehr so etwas wie Schicksal sei. Das Album sei aus seiner Sicht fertig, es spiegele die Geschichte von THE DEVIL’S BLOOD zu diesem Zeitpunkt wider. Und daher klinge es, wie es klingen muss.
Der Qualität der Songs tut der fehlende Studioabschlussindes keinen Abbruch. THE DEVIL’S BLOOD nehmen den Hörer mit auf eine über einstündige Reise voller Wendungen, Atmosphäre und hypnotischer Dichte. „III: Tabula Rasa…“ klingt dabei noch verspielter und reifer als der ohnehin schon großartige Vorgänger „The Thousandfold Epicentre“, wobei die Niederländer den bereits bei ihrer Gründung 2007 eingeschlagenen Weg konsequent fortsetzen. Der straighte, okkulte Rock („richtiger“ Metal war THE DEVIL’S BLOOD ja eigentlich nie) wird zunehmend progressiver, gewagter und sperriger. Die hervorragende Gitarrenarbeit von S.L. kommt noch vordergründiger zum Einsatz und die markante Stimme von Frontfrau Farida setzt den Werken gewissermaßen die Krone auf. Sogar S.L. selbst tritt wiederholt als Sänger in Erscheinung. So mitreißende Kompositionen hatten THE DEVIL’S BLOOD bislang noch nicht im Gepäck.
Allein der Opener „I Was Promised A Hunt“, mit seiner außergewöhnlichen Spielzeit von knapp 22 Minuten, hat mehr zu bieten als die meisten vollständigen Alben anderer Bands. Was hier hervorragend gelingt, ist, die Spannung durch diverse Tempowechsel, variantenreichen Gesang und die immer wieder sehr präsente Gitarrenarbeit durchweg hochzuhalten. Der Song ist damit die Quintessenz von S.L.’s Songwriting der letzten Jahre.
Die weiteren sechs Songs des Albums können dieses Niveau fast nicht halten, fallen allerdings auch nicht bemerkenswert ab: Gerade „White Storm Of Teeth“ stellt eine emotionale Downtempo-Nummer besonderer Art und Güte dar, während die restlichen Tracks sich eher als bandtypische, eingängige Rocksongs erweisen.
Nun kann man einerseits froh sein, noch einmal an dem Schaffensprozess der Band teilhaben zu können, andererseits bleibt natürlich die Frage offen, wie das Ganze wohl geklungen hätte, wäre der Produktionsprozess zu einem Abschluss gekommen. Tja: Hätte, hätte, Fahrradkette. Ecken und Kanten gehören zu diesem Gesamtwerk einfach dazu.
„III: Tabula Rasa…“ ist daher insgesamt eher wie ein Steinbruch an Ideen, aus dem man immer wieder etwas Neues mitnehmen kann, um sich so einen eigenen Erinnerungsschrein an THE DEVIL’S BLOOD zu bauen. Leichte Kost ist „III: Tabula Rasa…“gewiss nicht und für einen Einstieg in das musikalische Universum von THE DEVIL’S BLOOD gänzlich ungeeignet. Wer mit der Musik und der speziellen Art von THE DEVIL’S BLOOD ohnehin noch nie etwas anfangen konnte, wird hier ganz bestimmt nicht überzeugt werden. Wer allerdings der Band bereits zugetan ist, hat hier die wohl letzte Chance, ihre Kreativität zu erleben.
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