The Defiled - Daggers

Review

Die britische Presse betitelt THE DEFILED als „Die Retter der Härte“, das nenne ich mal „richtig hoch aufgehängt“. THE DEFILED fackeln mit dem Opener „Sleeper“ nicht lange und nach einem apokalyptisch-drohenden Intro, gibt es auch schon den Dolch mitten zwischen die Augen. Die fünf Musiker stylen sich sehr aufwendig und würden von einem Großteil spontan der Gothic Szene zugeordnet werden. Toupierte Haare und Undercut in Kombination mit Zombie-Make Up sind eben so gar nicht Metal. Diesen gotischen Einfluss hört man auch im Sound, THE DEFILED spielen Metalcore mit Tendenzen zum Industrial Metal und haben zuletzt NEAERA auf ihrer Tour begleitet.

Schon fast nach Hip Hop riecht die Vorliebe für Bass, denn THE DEFILED nutzen jede Gelegenheit, um es rumsen und pumpen zu lassen. „As I Drown“ lässt erstmal beinahe die Boxen platzen und schraubt sich dann langsam hoch, bis hin zum sehr eingängigen Refrain. Refrains sind eine der Stärken der Band, alles sehr gut mitsingbar und die arrogante, fast schon zickige Vortragsweise von Sänger Stitch D. weiß zu gefallen. Fast jeder Track auf „Daggers“ trumpft im Refrain richtig auf. Dabei zeigen sich THE DEFILED nicht wahnsinnig kreativ, bleiben eher bei ihren Leisten und manchmal ist das auch besser. Neben der Optik zeigen sich auch im Songwriting ganz leichte Ähnlichkeiten mit MARILYN MANSON, „Porcelaine“ zeigt da wohl die deutlichste Verneigung Richtung Brian Warner. Mit dem Image ist es so eine Sache bei THE DEFILED. Es ist nicht so ganz klar, wie viel morbides Image angedichtet wird und wie gerne die Band wirklich die schwarze, dunkle Szene mag. Der Song klingt mit astreiner Elektrobrachialität aus und irgendwie ist es bei dieser Qualität auch schon fast egal, wie „true“ THE DEFILED nun wirklich sind.

Die Briten zeigen sich groovig tanzbar („Fragments Of Hope“) und greifen wirklich nur selten daneben. „Infected“ ist ein kleiner Ausfall und startet schon unpassend zum Titel mit Kirmesgedudel von Seiten der Tastenfraktion. Das nervt auf Dauer tierisch und klingt etwas nach ABM für den Keyboarder. Das langsame „Five Minutes“ stellt einen schönen Ruhepol dar und schaukelt sich langsam hoch.THE DEFILED haben es hier zwar geschafft den Schmalztiegel gekonnt zu umschiffen aber, an dieser Stelle darf  erwähnt werden, dass die gerne als Prügelknaben missbrauchten BRING ME THE HORIZON auf „Sempiternal“ gezeigt haben, wie man in diesem Genre langsamge, emotionale Stücke interpretieren sollte.

Ohne wirklich zu verweichlichen, klingt „Daggers“ in jeder Minute zahm und überfordert den Hörer nicht. Nach relativ kurzer Zeit ist man warm geworden mit dem Album und Ermüdungserscheinungen schleichen sich auch nicht wirklich ein, der Unterhaltungswert ist somit groß. Größter Krtikpunkt ist sicherlich, dass THE DEFILED sich schon in einem sicheren Radius bewegen und auch wenn die Formel gut klingt- zuviel Wiederholung hat noch keine Idee besser gemacht. THE DEFILED zeigen eine deutliche Steigerung zu den alten Stücken und haben ordentlich Ballast abgefeilt. „Daggers“ ist eine gute empfehlenswerte Platte und ich denke, dass mit THE DEFILED auch zukünftig zu rechnen sein wird. Es finden sich einige feiste Riffs und ganz besonders pralle Bässe auf dem Album, aber den Retterstatus halte ich für übertrieben.

23.07.2013

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