The Dear Hunter - Act IV: Rebirth In Reprise

Review

Bei Album Nummer sechs, „Act IV: Rebirth And Reprise“, der US-Amerikaner THE DEAR HUNTER finden klassische Musik und moderner Art Rock mit Hang zu Pathos und großer Emotionalität zusammen. Die Herren aus Rhode Island setzen hierauf die bewegende Geschichte um „The Boy“ fort, der im vorangegangenen Teil „Act III: Life And Death“ die Identität seines verstorbenen Halbbruders angenommen hat und nach dem Ende des großen Krieges mit den Konsequenzen seines Handelns leben muss.

THE DEAR HUNTER kreieren auf dem vierten Teil ihrer Hexalogie um den „Dear Hunter“ einen vor Kreativität sprudelnden Mix aus eingängigem, symphonischen Art Rock, Alternative Rock und Mitsing-Pop. Dem Ensemble um Mastermind Casey Crescenzo ist auf „Act IV: Rebirth And Reprise“ eine organische Melange gelungen. Die mäandernden Orchestralpassagen ergänzen den Rock mit klassischen Harmonien und beides schmiegt sich hervorragend aneinander.

Allerdings hat das Ganze seinen Preis: Die Musik von THE DEAR HUNTER ist etwas zu poppig ausgefallen und kann die Aufmerksamkeit des Hörers über die Spielzeit von knapp 77 Minuten nicht vollends halten. Denn so gut klassische Harmonien und poppiger Rock hier auch aufeinander abgestimmt sind: Selten erlebt man Momente, in denen THE DEAR HUNTER mal über den eigens definierten Tellerrand hinausblicken.

Wie nicht anders zu erwarten bei einem Konzeptalbum, wie „Act IV: Rebirth In Reprise“ nun mal eines darstellt, sind die Songs sehr textlastig ausgefallen. Und man spürt das musikalische Potential der Band, es kribbelt förmlich unter der Oberfläche der Songs, doch es findet einfach kein Schlupfloch, kein Ventil, um durchzubrechen und sich vollends zu entfalten. Abgedrehte, abenteuerliche Momente wie der wilde Auftakt von „A Night In The Town“ oder Ausflüge in progressivere Gefilde wie in „The Old Haunt“ erlebt man viel zu selten. Das fehlt mir einfach auf dem Album, es ist viel zu brav und zahm für das, was es sein könnte. THE DEAR HUNTER halten das Song-Korsett sehr straff, Platz für große, musikalische Ausbrüche bleibt da kaum, auch fehlt der Mut, gewisse Story-Elemente rein musikalisch wieder zu geben.

Lasst Euch aber nicht täuschen: „Act IV: Rebirth In Reprise“ ist nichtsdestotrotz ein gelungenes Album, das eben nur durch seine erzwungene Songorientierung unter seinen Möglichkeiten bleibt. Die Band hätte weit mehr daraus machen können, so bleibt es immerhin eine solide Leistung von THE DEAR HUNTER.

18.10.2015

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

Exit mobile version