The Dead Weather - Horehound

Review

Mit einer stilvoll in Schwarz/Weiß gehaltenen Dokumentation über die Handarbeit bei der Herstellung einer Vinyl-Single wartet das unlängst als “Supergroup“ gebrandmarkte Quartett THE DEAD WEATHER auf seiner Homepage auf und knüpft somit nicht nur musikalisch an “gute, alte Zeiten“ an. Sein Debut-Album “Horehound“ wird der Presse hingegen in digitalem Format angedient – alles nur Etikettenschwindel und Hype?

Angenommen, es gäbe in der Tat so etwas wie einen künstlich aufgebauschten Medienrummel um die vier MusikerInnen, dann hätten sie ihn zweifelsohne verdient, denn die Hingabe, mit der sie den Veteranen des harten, räudigen Blues Rock auf “Horehound“ den dreckigen Allerwertesten küssen, ist nur denen eigen, die ihre Seele längst dem Teufel verkauft haben und kann einfach nicht authentisch imitiert werden. Sängerin Alison Mosshart gerät dieser Tage wegen ihrer stellenweise stark unterkühlt klingenden Darbietung in die Kritik eines Musik-Feuilletons, der sich nicht vorstellen möchte, dass eine vorab so bezeichnete Gruppe in der Tat super klingt – Musikliebhaber mit einem Herz für eingängigen Blues Rock könnten sich hingegen auf der Stelle in den herben Sound der Band um Jack White (THE WHITE STRIPES) verlieben. Dieser schwingt auf diesem Album vor allem die Stöcke und bedient sich mit Dean Fertita (QUEENS OF THE STONE AGE) und seinem Kompagnon Jack Lawrence (THE RACONTEURS) reichlich ungeniert am Oeuvre von CREAM, LED ZEPPELIN und Bob Dylan, dessen “New Pony“ es sich im Stall der Wüstenrocker bequem machen darf. Das bittere Extrakt dieses elf Lieder aufblühen lassenden, kräftigen ersten Sprösslings – “Horehound“ bezeichnet u.a. eine Heilpflanze – geht zwar leicht runter, wirkt aber noch eine Weile nach, denn die Zutaten haben ungeachtet ihres Alters erstaunlich viel Substanz. Eine fast schon aufreizende Lässigkeit geht mit betörendem Groove Hand in Hand, wenn die Band zum röhrenden Klang einer Hammond-Orgel mehrstimmig Sinnvolles der Art “You know, I look like a woman, but I cut like a buffalo“ intoniert.

Dass “Horehound“ nun als das überraschende Ergebnis einer spontanen Aushilfe von Mosshart bei den Raconteurs verkauft wird, ändert nichts daran, dass der Atmosphäre dieser Aufnahmen eine innige Liebe zur Musik innewohnt, die leider vielen zeitgenössischen Produktionen abgeht. Wer die Wartezeit auf das lange angekündigte neue Album der MASTERS OF REALITY stilvoll überbrücken möchte, dem wird THE DEAD WEATHER wahrscheinlich ein paar schöne Stunden bescheren können; bei sengender Hitze wie bei Wolkenbruch.

07.07.2009
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