The Damned - Another Live Album From The Damned

Review

THE DAMNED lassen geschlagene 5 Jahre vergehen, bevor sie uns mit „Another Live Album From The Damned…“ an den Aufnahmen ihrer 2010er Tour Anteil haben lassen. Allen, die keine Ahnung von Punk Rock haben, aber gern mal die Fresse aufreißen, dass hier nur ein Dauer-Abriss von 3 Akkorden zu erwarten sei, sei diese Platte wärmstens ans Herz gelegt. THE DAMNED sind eine lebende Legende, die sich irgendwo zwischen Punk Rock und Goth Rock einordnen lassen. Ja, TIGER ARMY-Fans, ihr dürft gerne näher kommen und euch an „Another Live Album From The Damned…“ erfreuen. Genauso wie Rock’n’Roll-Fans, Fans von authentischen Live-Shows und Fans von talentierten Bands, die nicht nur langweilig nach vorne spielen, sondern auch mal nach rechts, links, oben und unten ausscheren.

Mit Orgelklängen versuchen THE DAMNED uns gefügig zu machen und starten „Another Live Album From The Damned…“ mit einer wahren Tonflut mittels der Tanzbefehle „Wait For The Blackout“ und „Discoman“. Im weiteren Verlauf wird deutlich, dass THE DAMNED ihre Einflüsse nicht nur aus den Werken der SEX PISTOLS oder von THE STOOGES ziehen. Es gibt massig Querverweise zu THE BEATLES, MOTÖRHEAD (in deren Vorprogramm hat sie eventuell schon der ein oder andere Metalhead gesehen) und BLACK SABBATH zu hören. Was THE DAMNED aus all ihren Inspirationen gemacht haben, ist und bleibt unerreicht. Jüngst wurde ihr Hit „Neat Neat Neat“ von den BEATSTEAKS gecovert, sodass die skurrilen Klänge – wenn auch ohne den abgefahrenen Mittelteil – noch einige Generationen überdauern dürften. Wer macht heutzutage noch Songs wie das abgefahrene „Thrill Kill“? Science-Fiction-Sounds paaren sich mit verzerrten Gitarrentönen, ein Wave-Bass legt Druck auf die Masse bis die Gitarren einsteigen und gemeinsam mit der Orgel as sexy as fuck rocken, nur um mit einem lässigen Solo zu eskalieren. In jeder Sekunde ist klar, dass die Anarchie Perfektion erlangt und THE DAMNED unfassbar entspannt sind – weil sie es können. Ganz gleich ob packende Sing-a-Longs, animierende Riffs auf den Punkt gerotzt („Fish“) oder sich auftürmende psychedelische Szenen („Gun Fury“) – THE DAMNED sind bezüglich Punk die eierlegende Wollmilchsau. Jedes Instrument wird hier hundertprozentig optimal präsentiert und eingesetzt. Liebe verzweifelte, erfolglose Tasten-Verantwortliche, meist in Stellung bei Melodic-Death-Metal-Bands: Hört bitte in „Another Live Album From The Damned…“ rein – SO spielt man eine Orgel!

Noch dazu unterhält die 1976 (!) gegründete englische Band durch den typischen bösen und trocknen Humor („I Just Can’t Be Happy Today“ oder „Neverland“), den man dem Land gerne mal unterstellt. Abgesehen von der grandiosen Fahrt quer durch die prall gefüllte Bandgeschichte, sind also schon die Ansagen auf „Another Live Album From The Damned…“  überragend, ebenso wie die gravierende Bass-Line in „Shadow Of Love“ – Weltklasse! Wenn man sich da so manch gelangweilte Neustarter reinziehen muss (Augen auf bei der Berufswahl und so…), dann sind diese gut abgehangenen, talentierten Herrschaften schon eine Wohltat. THE DAMNED sind somit nicht nur die erste Punk Band, die überhaupt Studiomaterial veröffentlichte („New Rose“), sie sind auch einfach verdammt großartig! First rule of Punk Rock – no rules! THE DAMNED setzen dieses Prinzip nicht nur optisch um – jeder darf aussehen wie er möchte – sondern auch musikalisch. Das Album ist das Manifest einer Ausnahmeband und eine Wohltat für Ohren, die sich nach Originalität sehnen!

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09.02.2015

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