Eine interessante Scheibe, die mir da von Transubstans Records auf den Tisch geflattert ist. Da tun sich sieben Schweden zusammen und spielen Classic Rock der 1960er – einer Zeit, in denen den Bandfotos nach zu urteilen keiner der Beteiligten auch nur als Quark im Schaufenster lag.
Ja, richtig gelesen. Classic Rock. Wer mich und meinen Geschmack kennt, wird sich jetzt vermutlich fragen, weshalb ich dann von einer interessanten Scheibe spreche. Weil sie mir durchaus Spaß macht, deshalb. Klar ist die dem Blues sehr nahe Pentatonik ein alter Hut, die Hammond-Orgel ist schon so out, dass visionäre Bands wie OPETH oder TODTGELICHTER schon wieder darauf zurückgreifen, die Gitarren sind für Metal-Verhältnisse eierlos – und dennoch: „Against The Rising Tide“ fetzt. Irgendwie.
Das mag daran liegen, dass THE CRYSTAL CARAVAN es geschafft haben, Live-Feeling einzufangen – indem sie die instrumentalen Bestandteile tatsächlich live in einer Kirche in Umea aufnahmen. Das mag daran liegen, dass es die sechs Herren und die Dame schaffen, ihre Songs unterhaltsam zu gestalten. Und es mag daran liegen, dass „Against The Rising Tide“ wunderbar retrospektiv klingt: Der Sound hat Ecken und Kanten – und ist gerade dadurch so charmant. Die Schweden klammern offenbar bewusst alle modernen Einflüsse aus Musiktheorie, Instrumentierung und Arrangement aus – kein Blick über den Tellerrand!
Sicher erfinden THE CRYSTAL CARAVAN das Rad nicht neu – dafür bietet „Against The Rising Tide“ eine Menge Retro-Charme, entspannten Groove und griffige Songs. Am wirkungsvollsten stelle ich mir die acht Songs auf einer Autofahrt im Spätsommer vor, das macht sicher Laune. Einzig die Veröffentlichung des Albums im Oktober passt da nicht so ganz hinein – hier sind THE CRYSTAL CARAVAN ihrer Zeit zur Abwechslung mal voraus, denn SO weit ist der Klimawandel noch nicht fortgeschritten.
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