The Crown - Royal Destroyer

Review

Soundcheck März 2021# 1

Jede Band hatte mit den Umständen von COVID zu kämpfen, auch das schwedische Abrisskommando THE CROWN. Ähnlich wie ANGELUS APATRIDA, deren 20-Jähriges ins Wasser gefallen ist, mussten auch die Schweden ihr 30. Jubiläum pandemiebedingt streichen. Nun ja, das beste aus der Situation machend feiern die Schweden eben jetzt ihr 31. Jubiläum mit ihrem neuen Album „Royal Destroyer“, dessen Veröffentlichung ursprünglich eh im letzten Jahr geplant gewesen war. Aber durch die Verschiebung hatte die Band laut Gitarrist Marko Tervonen Zeit, das Album noch einmal nachreifen zu lassen und Änderungen in der Trackliste vorzunehmen. Nun liegt es aber endlich vor und hält das Versprechen, dass man einer solchen Jubiläumsveröffentlichung abnehmen möchte.

Der „Royal Destroyer“ knüppelt wieder – diesmal mit reichlich Abwechslung

Mit dem eröffnenden „Baptized In Violence“ feuern die Death Thrasher direkt einen vor Energie regelrecht berstenden Anderthalbminüter ins Rund. Kein Intro, kein Vorspiel, sondern direkt auf die Zwölf. Es ist einer dieser berüchtigten Songs der Schweden, die so richtig aggressiv und ohne Rücksicht auf Verluste, aber dennoch ausreichend kontrolliert drauf los knüppeln und die Kalorienvernichtung in der Nackengegend ankurbeln. In der Folge ergänzen die Schweden um Frontröhre Johan Lindstrand diesen Sound immer wieder mit diversen, nie aus dem Rahmen des Glaubhaften fallenden sondern stets nachvollziehbaren Einflüssen, sodass „Royal Destroyer“ Abwechslung im hohen Maße bietet, ohne in irgendeine Richtung unangenehm auszuufern.

„Let The Hammering Begin“ ist ein sechsminütiger, geradezu episch angelegter Thrasher, der den Biss des vorangegangenen Openers nicht lockert, aber finstere Melodien injiziert. Dadurch bekommt der Track eine leichte Schwärze verpasst. Tempovariationen sorgen indes dafür, dass die sechs Minuten Spielzeit nicht zu monoton ausfallen. Dazu sind die mit dem Rhythmus synchronisierten Hammerschläge, die immer wieder auftauchen, ein wunderbares Detail und passen in einen Song mit diesem Titel halt auch einfach rein. „Ultra Faust“ beginnt zunächst ähnlich sinister, allerdings im Midtempo stampfend. Es dauert aber nicht lange, bis THE CROWN das Tempo deutlich anziehen und auf die wunderbare Hook-Zeile „ULTRA FAUST VIKING PUNK“ hinsteuern, die sich wunderbar mitgrölt.

THE CROWN haben wieder das richtige Händchen für Tempo, Melodie, Groove und Hook

Der „Scandinavian Satan“ knüppelt etwas urtümlicher darauf los, basiert dabei auf einem simplen Riff, das sich durch Vers und Refrain hindurch zieht. In der Bridge wird es dann aber überraschend episch inklusive anknüpfenden Doppel-Leads der Gitarren, die dann in das hervorragende Solo übergehen. Mit knapp drei Minuten wird die Sache auch nicht zu monoton, sodass die Schweden ihre Ressourcen im Blick und das Vergnügen im kurzweiligen Rahmen halten. „We Drift On“ ist ein erstaunlich melancholischer, schwer und im langsameren Midtempo beheimateter Stampfer, der ebenfalls von Doppel-Lead-Spitzen sowie dem regelmäßigen Einsatz von akustischer respektive cleaner Gitarre profitiert.

Mit dem Rausschmeißer „Beyond The Frail“ gönnen sich die Schweden dann ein explosives Finale, bei dem zwischen melodischem High-Speed-Geballer und markigen Mitdtempo-Grooves hin und her geschaltet wird. Da darf natürlich eine geradezu lächerlich epische Bridge ebenfalls nicht fehlen, bei der im Grunde nur noch Männerchöre gefehlt hätten, um die Sache in einen cheesy Absacker zu verwandeln. Letzten Endes ist es aber vielleicht auch gut, dass THE CROWN dies nicht gemacht haben, denn so bewahren sie sich die durchgehende Härte, die praktisch jeder Track dieser Platte unter die Haube geklemmt bekommen hat. Überhaupt bleiben Lindstrands aggressiv Vocals ein Qualitätsmerkmal, das für schweißtreibende Brüll-Hooks wie gemacht ist, siehe v. a. „Ultra Faust“.

Bei THE CROWN feiert man Geburtstag mit Nackenschmerzen

Der einzige Song, bei dem die Herren ein bisschen lahmen ist „Glorious Hades“. Dieser Midtempo-Stampfer ist nicht ganz auf dem Niveau der übrigen Tracks angesiedelt, was das durchdachte und doch intensive Songwriting angeht, sondern watet eher ein bisschen uninspiriert durch die Landschaft. Ist natürlich kein Ausfall, aber halt eher so im Durchschnitt angesiedelt, abgesehen vom Schlussteil, in dem Lindstrands Hook plötzlich bitterböse und monströs durch den Track hallt. Dieses Manko bügeln die Schweden mit dem Rest der Trackliste aber wieder mühelos aus. „Royal Destroyer“ ist fürwahr ein dem 30./31. Jubiläum dieser Haudrauf-Kombo würdiges Scheibchen geworden, eine Platte, mit der sich THE CROWN vollkommen zurecht selbst feiern.

Das neue Album beerbt damit seinen hervorragenden Vorgänger „Cobra Speed Venom“ standesgerecht und steht in der Tradition der Schweden, gerade Over The Top genug zu sein, um herrlich übertrieben, aber nicht unangenehm überzogen zu klingen. Das abwechslungsreiche Songwriting sorgt für einen guten Hörfluss und eine angenehme, nicht zu aufdringliche Tiefe innerhalb der Trackliste, die Produktion knallt ordentlich und dass die Leistungen der Musiker hierhinter auf hohem Niveau sind, kann man bei 30 Jahren Bandgeschichte durchaus erwarten. THE CROWN klingen ganz wie sie selbst und schämen sich nicht einmal dafür. Stattdessen zeigen sie schlicht und ergreifend, wie man auch im fortgeschrittenen Alter Death-Thrash-mäßig auf den Putz hauen kann.

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05.03.2021

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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