The Color Morale - Hold On Pains End

Es ist kein Problem zu erkennen, warum THE COLOR MORALE sich großer Beliebtheit erfreuen. „Hold On Pain Ends“ trifft mit seiner Mischung aus Härte und Gefühl, vor allem aber mit den großen Refrains, genau den Zeitgeist. Post-Hardcore und Rock stehen auf dem Etikett, finden sich auch im Produkt wieder, besitzen Qualität … und können mich trotzdem nicht vom Hocker reißen.

Schuld daran ist nicht das fehlende Talent der Musiker, sondern die Inszenierung, mit der THE COLOR MORALE versuchen, ihre Emotionen an den Hörer weiterzugeben. Es erinnert an ein Hollywood-Drama, mit großem Bombast und wenig greifbarem Inhalt. So in etwa ist „Hold On Pain Ends“. Es tut nicht weh, im Gegenteil, es kann kurzzeitig unterhalten und hält auch den einen oder anderen Moment in der Hinterhand – das große Ganze bleibt aber oberflächlich.

Hat man „Hold Pain Ends“ erst ein paar Durchgänge gegönnt, fällt schnell auf, dass sich die Abläufe innerhalb der Songs sehr ähneln. Beliebte Laut-leise-Spielchen finden sich neben den Gitarren auch beim Gesang. Es wird klar gesungen, geschrien, geshoutet, gezetert und gejammert … aber richtig mitreißen kann mich Garret Rapp sehr selten. Die eingängigen Rock-Rhythmen lassen zwar den Fuß wippen, offenbaren aber gleichzeitig mein großes Problem mit THE COLOR MORALE: Es ist Nebenbeihör-Musik.

Wer mehr Tiefgang will, oder ein Album, das auch nachhaltig süchtig macht, ist bei den Amis an der falschen Stelle. Schlechter reden als es ist, möchte ich „Hold On Pain Ends“ aber nicht. Denn, bei allem Gezeter, findet sich das eine oder andere wirklich starke Riff und gerade in der Piano-Ballade „The Ones Forgotten By The One Forgetting“ zeigt Rapp, dass er tatsächlich ein sehr gefühlvoller Sänger ist. Insgesamt spielen THE COLOR MORALE ihre Stärken zu selten aus und legen den Fokus auf viel Eingängigkeit, ein wenig Schmalz und Alibi-Härte – qualitativ hochwertig umgesetzt und zeitgemäß kraftvoll produziert kratzt man sich damit ins obere Mittelfeld. Nicht mehr, nicht weniger.