THE COFFINSHAKERS sind eine Band, die man sich so vorstellen kann: In einem abgelegenen Spukhaus ruhen Frontmann Joe Coffinshaker und Co. unter Staub und Spinnweben in alten Sesseln, bis der launische Kuckuck in der alten Wanduhr ankündigt, dass es mal wieder Zeit für eine kleine Tour oder einen Studiotermin ist. Letzteres passiert nur offenbar nur dann, wenn irgendwelche Sterne oder Whiskeyflaschen richtig stehen, denn „Graves, Release Your Dead“ ist erst der dritte Langspieler in fast 30 Jahren Bandgeschichte.
Trotz dieser Gemütlichkeit sind die Schweden zu unverzichtbaren Ikonen der rockigen Spukmusik geworden und bezeichnen sich selbst völlig treffsicher als Horror-Country-Band. Die Anteile von Bluegrass, Blues und Folk sowie die gruseligen Texte verbindet die Band herrlich unprätentiös. Zwar gibt es hier und da mal ein Augenzwinkern oder eine ironische Überspitzung, aber der angestaubte Horrorrock kommt knochentrocken und stimmungsvoll rüber.
THE COFFINSHAKERS laden zum Totentanz
„Graves, Release Your Dead“ ist vertonte Coolness wie auch bittersüßer Totentanz. Warum aufs hohe Alter warten, wenn man sich jederzeit mit Vampiren, Sirenen und Skeletten in einen tanzenden Reigen einreihen kann? Damit ist nicht gemeint, dem unvermeidlichen Ende absichtlich und rasant entgegenzustreben, sondern lässigen Mut daraus zu ziehen, dass „The Great Silence“ uns ohnehin irgendwann trifft, was uns aber nicht die Laune verderben sollte.
Denn in der Dunkelheit finden sich dank THE COFFINSHAKERS faszinierender Spaß und entspannende Gitarrenmucke. Die Schweden präsentieren sich als vollends gereifte Rock-Band, die aus bitterer Lebenserfahrung spricht und für jeden Schicksalsschlag eine staubtrockene Melodie parat hat.
Bekannte Standards, meisterlich vorgetragen
Doch so gefällig der Country-Rockabilly-Horrorpunk-Gruftiwhiskey-Mix auch ist, so häufig hat man diese Musik so oder so ähnlich in den letzten 70 Jahren auch schon gehört. Joe Coffinshakers Gesang wird zudem auf die Dauer etwas eintönig und die Songs vorhersehbar. Trotzdem ist „Graves, Release Your Dead“ qualitativ sehr hochwertig geschrieben sowie produziert worden. Dies mag das altbekannte Schema F sein, aber es wird mit meisterlicher Kunstfertigkeit dargeboten.
Das Album versprüht eine ganz eigentümliche Atmosphäre und trieft vor Americana. Dass die Band eigentlich aus Schweden kommt, tut dieser Ausstrahlung keinen Abbruch. THE COFFINSHAKERS können sich nach dieser Glanztat wieder für einige Jahre zufrieden in ihr Spukhaus, in ihre ganz eigene Welt zurückziehen. Der Einblick, den sie mit „Graves, Release Your Dead“ gewähren, macht trotz einiger Mängel mehr als neidisch.
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