The CNK - Révisionnisme

Review

Coversongs, ein ganzes Album voll. Das heißt aus Erfahrung leider oft nichts Gutes, sind Cover doch wie die ungeliebten Stiefkinder, die höchstens als Lückenfüller, Bonustracks oder Livezugabe taugen. Bands spielen die Songs ihrer Helden, wollen klingen wie ihre Helden, und quälen uns dabei mit den immer wieder gehörten Klassikern. SLAYER, ick hör dir trapsen. Bis auf wenige Ausnahmen kann man die Akte ‚Coversongs‘ eigentlich schließen, denn nur wenige Bands wagen mal wirklich eigene, offenherzige und interessante Interpretationen. Das ist insofern schade, weil Bands gerade dadurch manchmal viel mehr Gesicht zeigen können, als mit einem eigenen Stück. So nach dem Motto: Zeig mir was du coverst, und ich höre deinen musikalischen Horizont.

Die französischen Industrial-Black-Symphonic Metaller THE CNK zeigen auf „Révisionnisme“ meiner bescheidenen Meinung nach, wie man es richtig macht und dabei verdammt gut unterhält. Ja, sie haben natürlich auch SLAYER und die Gunners im Gepäck, aber was sie daraus gemacht haben, kann sich echt hören lassen. Wer bei „Seasons In The Abyss“ bisher an Thrash gedacht hat, darf jetzt gern nochmal auf Los zurück. THE CNK haben das Teil mächtig aufgebohrt, und verleihen ihm mit orchestralen Arrangements zu einem regelrecht dramatischen Höhenflug. Und auch das ikonische „You Could Be Mine“ verläuft ganz anders als erwartet.

Aber noch etwas anderes gestaltet sich unerwartet, was mir die Band sehr sympathisch gemacht hat. Wer nämlich LEONARD COHEN („Everybody Knows“), NICK CAVE („Where The Wild Roses Grow“) und die BEASTIE BOYS Hymne „Sabotage“ covert, beweist eine gehörige Portion guten Geschmack und musikalisches Herz. In keiner Sekunde versuchen THE CNK, es den Originalen (oder deren Fans) recht zu machen – sie zollen ihren Tribut, sofern sie das überhaupt vorhatten, auf ihre Weise, in dem sie sich die Songs völlig zueigen machen. Symphonisch-extremes Bombardement zu ursprünglich leisen Tönen, und fragile Klangkonstruktionen an den Stellen, wo man normalerweise den Verstärker aufgedreht hätte. Die Franzosen lieben das Spiel mit den Kontrasten und drücken den zehn Stücken (auch EMPEROR, RAMMSTEIN, MÖTLEY CRÜE, IMPALED NAZARENE und …GARY GLITTER sind dabei) ihren typischen CNK-Stempel auf: Nicht ganz dicht, nicht ganz sauber und vor allem nicht schlecht.

Nicht jedes Cover wird hier zum Gewinn, aber im Gesamtpaket kann „Révisionnisme“ echt überzeugen. Endlich mal kein uninspirierter B-Seiten-Fanboy-Mist, sondern echte, kreative De- und Rekonstruktionen von Songs, die im Original so ganz und gar nicht zusammenpassen wollen. Hier passt’s – auch dank SNOWY SHAW, der hier mächtig mitgemischt hat.

06.01.2013

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