Die Geschichte der CARBURETORS ist eine Geschichte voller Missverständnisse. Da werden die norwegischen Vollgasrocker von einer gut betuchten Plattenfirma gesignt, der internationale Durchbruch steht mit „Rock’n’Roll Forever“ kurz bevor und dann: „Sorry Jungs, war ein Missverständnis. Das Tuch ist doch dünner als gedacht und wir machen zu!“
Aus dem großen Durchbruch ist also nichts geworden. Die Insolvenz des ursprünglichen Labels beschert der Welt aber jetzt die Neuauflage dieses Albums, neu gemischt, und mit gefühlten 200 Bonustracks versehen (es sind eigentlich nur fünf, darunter „Daddy Cool“ von BONEY M, dafür hat die Platte 20 reguläre Tracks). Und – ganz unmissverständlich – „Rock’n’Roll Forever“ rockt von Anfang bis Ende.
Schon das Intro macht mit seinen kreischenden Motorgeräuschen klar, welche Marschrichtung hier eingeschlagen wird (wenn man es nicht schon am Titel der Scheibe erkannt hat): klassischer Rock’n’Roll mit einem nicht zu verachtenden Metalanteil, spieltechnisch selbstverständlich weiter vorne einzuordnen, Skandinavier eben… Die Gitarren gehen immer gut vorwärts und schlagen gerne traditionelle Rock/Bluesriffs an, haben ihre absoluten Sternstunden aber immer dann, wenn zum großen Solostreich geblasen wird.
In Kombination mit der rauen Stimme von Sänger Eddie Guz (in dessen Texten es fast ausschließlich um Motoren und Party geht), erinnert das, vor allem wenn die Band einen Gang hochschaltet dann öfter an MOTÖRHEAD. Hat Herr Kilmister etwa einen ihm unbekannten Sohn gezeugt? Aber so etwas Ungeheuerliches könnte ich mir bei solch einem gesitteten Herrn eigentlich gar nicht vorstellen…
Das Problem an der ganzen Sache ist nur, dass THE CARBURETORS weder an die englischen Urgesteine, noch an die für mich oberste Instanz im (skandinavischen) Rockbusiness, die erst kürzlich verschiedenen TURBONEGRO herankommen. Auch wenn die Jungs weitaus weniger punklastig zu Werke gehen, um einen direkten Vergleich zu ziehen, fehlt es ihnen einfach an den ganz großen Refrains.
Wirklich ordentliches Material setzen die Osloer dem geneigten Hörer zwar vor, für den Rockolymp reicht das aber leider noch nicht.
Sieben Punkte verdienen sich THE CARBURETORS redlich (auch dank der Soloparade), ihre wahre Heimat liegt aber wahrscheinlich auf benzin- und biergeschwängerten Bikertreffen.
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