Es ist wieder soweit. Alle ambitionierten Musik-Schüler, -Hörer und -Freunde dürfen die Ohren spitzen, sich einen Tee zubereiten und dem neusten Output der kanadischen Band THE CANCER CONSPIRACY lauschen. Jede der genannten Zielgruppen darf sich von der sphärischen, anspruchsvollen Musik angesprochen fühlen, die CD ist so vielfälltig, dass für jeden etwas dabei sein müsste. Der Jazzer findet ihm vertraute Elemente wieder, der Rocker kann sich auf kreischige Gitarren stürzen und der Progger findet genug wirre Takte zum Auszählen. Wer auf Vokals steht, hat leider keine guten Karten. Es gibt nämlich keine, wie auch bei den Platten der Band zuvor. Schade eigentlich, lässt doch die Musik viel Freiraum für eine optionale Stimme. Etwas Greifbares, wie es Gesang mit den oft dazugehörigen Strukturen nun mal ist, fehlt mir von Zeit zu Zeit. Insbesondere immer dann, wenn sich die vielen interessanten Parts unüberschaubar ablösen und für einen nicht so erfahrenen Hörer in Dudelei ausarten können.
Was man aber unbedingt lobend erwähnen muss, ist das gute Gefühl für Klang-Ästhetik, welches sie bei jedem Song durchblicken lassen. Stilistisch ist das Album mit den Prog-Bands Ende der Siebziger, Anfang der Achtziger vergleichbar. Hibbelig wie YES, verspielt wie MARILLION und verträumt wie PINK FLOYD. Auf „Omega“ geizen THE CANCER CONSPIRACY nicht mit spielerisch anspruchsvollen Teilen. Sie bauen kleine Themen zu tragenden Nummern aus und lassen diese dann wieder ins Nichts verschwinden.
Keine Neuerfindung der Musik an sich, aber gehaltvolle und, besonders in Zeiten unserer aktuellen Hörgewohnheiten, sehr mutige Zusammenstellungen von interessanten Harmonien und Rhythmen. Der fehlende Baustein, die Melodie, fehlt mir, um „Omega“ auf den obersten Platz des CD-Stapels zu hieven. Bis auf die Saxophon-Melodei im Intro bleibt nicht viel hängen und das sogar nach dem vielleicht zehnten Hördurchlauf. Das meiste sind Riffs, die einen melodischen Verlauf inne haben und das ist mir etwas zu wenig.
Die Kanadier überzeugen mit technischem Niveau und es weiß jeder, der mal eines der taubschlagenden Mogwai-Konzerte besucht hat, dass solche Musik auch ein natürliches Potenzial zum Nervenzerfetzen besitzt und besitzen muss.
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