The Browning - Geist

Review

Soundcheck November 2018# 25 Galerie mit 14 Bildern: The Browning – The Scene Tour 2018

THE BROWNING nicht zu mögen ist vermutlich leichter als etwas in ihrem Trancecore zu finden. Abgesehen davon, dass man auf diesen Stil steht natürlich – dann macht „Geist“ vermutlich sowieso Spaß. Zumindest im Ansatz, denn als spaßig geht „Geist“ nicht wirklich durch. Entgegen der häufig aus sehr nerviger, meist seichten Unterhaltung bestehen Mischung aus Metalcore, Elektro, Dubstep und Trance, die hierzulande häufig Anklang findet, sind THE BROWING, sagen wir mal, sehr humorlos.

THE BROWNING setzen mehr auf Atmosphäre als auf Party

Heißt im Klartext: Die Metalcore-Parts sind brachial und die Trance-Parts könnten so mitunter auch in den Kellergewölben hiesiger, etwas größerer Metal- und Rock-Schuppen laufen, statt in der Ballermanndisko beim Sangria-Wettsaufen.

Das kann einem natürlich trotzdem gehörig auf den Zeiger gehen wie der Opener „Amnesia“ gerade zum Ende untermauert. Andererseits offenbart „Geist“ neben viel Mittelmaß in den Einzelteilen, im Gesamtkontext ein paar gelungene bis gar spannende Momente. Das ist immer dann der Fall, wenn die Einflüssen nicht getrennt aufeinander folgen, sondern in ein Gesamtbild verschmelzen – und ja, weniger nach Party klingen, sondern auf Atmosphäre setzen. So zum Beispiel in „Awaken The Omega“, dass mit seinem Klargesang und der Sci-Fi-Stimmung als kleines Highlight durchgeht.

„Geist“ ist eine Achterbahnfahrt für die Geschmacksnerven

Ähnliches schaffen THE BROWNING zeitweise noch in „Final Breath“, dass der emotionale Höhepunkt der Scheibe ist und dem tatsächlich entrückten Abschluss „Skybreaker“, der zumindest bei mir eher Erinnerung an EBM-Floors als an Moshpits weckt. Dazwischen offerieren THE BROWNING allerdings allerhand Stückwerk von der Stange. Hier und da blitzt aber selbst da interessantes auf: So ist der Rap-Part von Jake Hill in „Carnage“ erst überraschend, dann wirklich gut. Leider beinhaltet das Stück gleichzeitig auch einen der nervigsten Dubsteb-Parts der Scheibe.

„Geist“ ist alles in allem eine ziemliche Achterbahnfahrt für die Geschmacksnerven. Wer das Genre in seinen Grundzügen ablehnt, der wird sicherlich schreiend Reißaus nehmen. Allerdings tut man THE BROWNING damit vielleicht unrecht. Denn bei den Jungs geht es nicht um Glitzer-Parties und Konfetti, sondern um einen tatsächlich interessanten Ansatz, die Genres zu verknüpfen. Muss man nicht mögen, kann man ablehnen, aber wer konzentriert lauscht, entdeckt vielleicht ein bisschen was – ich zumindest kann mich mit Teilen des Albums anfreunden – ein ehrlich seltsames Gefühl.

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20.11.2018

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14 Kommentare zu The Browning - Geist

  1. azl sagt:

    Ich finde Geist zwar nicht ganz so gut wie den Vorgänger, Isolation, aber immer noch gut. Mal davon abgesehen, dass das mehr Deathcore als Metalcore ist, bevorzuge ich diese „humorlose“ Herangehensweise tausend mal mehr als diese affige Atzen-Party-Posse von Bands wie We Butter the Bread With Butter oder Eskimo Callboy. Wenn man die EBM-parts als nervig empfindet, frag ich mich allerdings schon, warum man dann zu genau dieser Band ein Review schreibt.

    8/10
    1. BlindeGardine sagt:

      Vermutlich, und ich spreche da aus Erfahrung, weil man sich seine Rezensionen nicht immer aussuchen kann oder weil etwas im ersten Moment cooler klingt als es dann ist. Wenn Rezensenten nur Alben besprechen würden, die sie auch garantiert mögen, dann gäbe es ja nur noch 8-10er Kritiken. Ich persönlich finde es auch immer mal ganz erfrischend eine Rezension von jemandem zu lesen, der in dem entsprechenden Subgenre kein Experte ist.

      Was The Browning angeht: Ich fand die „Hypernova“ damals ganz gut, klang irgendwie erfrischen. Leider war aber auch auf dem Album recht deutlich, dass die Band ein ziemliches One Trick Pony ist und irgendwie immer gleich klingt.

  2. nili68 sagt:

    Was ich auf Youtube gehört habe, klingt tatsächlich garnicht übel. Wird vorgemerkt.

  3. doktor von pain sagt:

    Ich habe The Browning vor einigen Jahren live auf einem Festival gesehen und fand die ziemlich mies. Liegt aber wohl hauptsächlich daran, dass das absolut nicht meine Art von Musik ist.

  4. nili68 sagt:

    Voll geil!! Deathcore mit Techno. Jedem echten Metaller zu empfehlen, der seinen Geschmack verbessern will.

    9/10
    1. nili68 sagt:

      Wow, ich sehe gerade, dass es sowas öfter gibt und sich Trancecore nennt. Da muss ich mich näher mit beschäftigen.

  5. doktor von pain sagt:

    Deathcore UND Techno! Das ist wie eine Beinamputation mitsamt HIV-Infektion! Geil, da sagt man nicht Nein.

    1. nili68 sagt:

      Finden meine Kumpels auch alle scheisse, aber da war ich schon drauf eingestellt haha. Die einen finden’s gut, die anderen nicht, wie das so ist im Leben.. *bla* lol

  6. Bluttaufe sagt:

    Musste mal hineinhören. Nun malt mal nicht den Teufel an die Wand. Als ob jetzt Elektro (im) Metal sooo neu ist.
    Klingt anfangs durchaus interessant. Den gelobten Rap Part hätte man sich meiner Meinung nach schenken können. Aber wenn man sich das Album auf Youtube gibt, merkt man dem Material die Defizite im Songwriting durchaus an. Und letztendlich klingt es dann auch so als ob man es mit Elektroparts zu kompensieren versucht.
    Ich denke mal die haben das Zeug dazu sich zu mausern.

    1. nili68 sagt:

      Ist ja nicht schlimm, wenn man stilistisch damit nichts anfangen kann, aber „das ist nicht tr00 Metal eins!!elf111“ und so.. will es ja auch garnicht sein. Aufgrund der harten Gitarren fällt das dann halt in’s Metalgenre, wohin auch sonst? Reiner Hardcore ist es ja auch nicht und man kann nicht erwarten, dass jetzt extra Seiten gemacht werden, die speziell auf Techno/Dubstep/Deathcore usw. ausgerichtet sind.
      Hat niemand hier gesagt, aber so generell..

    2. doktor von pain sagt:

      Ich mag durchaus dies und das aus dem Electro-Bereich, auch dann, wenn es mit Metal kombiniert wird. Aber dann muss es gekonnt sein, und ich finde, The Browning können’s nicht. Okay, Deathcore finde ich in 95% aller Fälle beschissen, das kommt noch dazu.

      1. Bluttaufe sagt:

        Bei THE BROWNING ist es eher so, dass ich den Gitarrenparts nicht viel abgewinnen kann. Blendet man die Elektroparts aus, bleibt vom Material wenig übrig was wohlwollend klingt. Ich betone es nochmal: Das Songwriting ist einfach ziemlich simpel gestrickt und auf Dauer eintönig.
        Als EP mit 4 Songs würde es mich sogar reizen aber auf Dauer wird es von hui geil schnell fad, fader und letztendlich vorhersehbar.
        Das hat weder mit Missverständnis noch der Tatsache der Kategorisierung etwas zu tun.
        Gute Ansätze sind ja da aber es ist eben noch sehr ausbaufähig. Aber nach 4 Alben sollte man eine gewisse Routine innehaben.
        Wobei ich es schon armselig finde wenn man die elektronischen Parts besser findet als die metallischen.

  7. Watutinki sagt:

    Die Melodien sind teilweise wirklich nett, hat wirklich was von Trance. Auf Dauer sind mir die Songs aber zu einfach gestrickt und der Gitarrensound klingt mir zu sehr unterdrückt, müsste in der produktion viel wuchtiger rüberkommen, damit es richtig fetzt.

    6/10
  8. nili68 sagt:

    Ich höre sowas wie Babymetal. Da läuft vor meinem inneren Auge ein Anime dazu. Babymetal bei der Heldenprinzessin und The Browning wenn der Bösewicht kommt. So in der Art.. lol

    Läuft natürlich nicht 24/7 oder wenn ich bock auf raffiniertes Songwriting und Avantgarde/Prog habe, aber wenn, dann erfüllt das seinen Zweck gut.

    Nach objektiven Musikkriterien sicher keine 9 Pkt. wert, aber es kommt halt auf den Maßstab an..